Inhalt der Ausgabe 04/2021
Inhalt
Aufsätze
Um an einer deutschen Hochschule zu studieren, müssen ausländische Studieninteressierte in der Regel ihre sogenannte „sprachliche Studierfähigkeit“ nachweisen. Dies geschieht häufig über einen Sprachtest (z. B. TestDaF oder Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang (DSH)). Dieser Beitrag zeichnet zunächst die Heterogenität der entsprechenden Prüfungslandschaft nach. Ziel der empirischen Studie ist dann ein Vergleich der Leistungen, die auf Grundlage verschiedener solcher Sprachprüfungen zum Studium zugelassene Bildungsausländer/-innen in ausgewählten Sprachtests im Projekt „Sprache und Studienerfolg bei Bildungsausländer/-innen“ erzielen. Die N=340 Probandinnen und Probanden zeigten in den projektinternen postentry-Sprachtests (Hören, Lesen, allgemeine Sprachkompetenzen) je nach abgelegtem Hochschulzugangssprachtest sehr unterschiedliche Kompetenzen.
Schlüsselwörter: Hochschulzugang; Sprachtest; internationale Studierende; Bildungsausländer/-innen; sprachliche Studierfähigkeit
Der Beitrag stellt das „Geschriebene ingenieurwissenschaftliche Korpus“ (Gingko) vor, welches als erstes seiner Art einen großen Ausschnitt der deutschen wissenschaftlichen Sprache der Automobiltechnik darstellt. In den Abschnitten eins und zwei werden die Relevanz von Gingko im hochschulischen DaF-Kontext sowie die mit seiner Erstellung verfolgten Ziele dargestellt. Im dritten Abschnitt werden die Beschaffenheit und Architektur von Gingko erläutert. In Abschnitt vier werden anhand zweier Studien zu ausgewählten unpersönlichen Ausdrücken und zu semantischen Relationen Fallbeispiele zur Nutzbarmachung Gingkos für eine DaF-orientierte Beschreibung linguistischer Phänomene in der Sprache der Automobiltechnik geliefert.
Schlüsselwörter: Sprache der Automobiltechnik; Korpuslinguistik; unpersönliche Ausdrücke; semantische Relationen
Am Beispiel eines Didaktisierungsansatzes zu einem Textauszug aus Robert Musils „Der Mann ohne Eigenschaften“ wird gezeigt, wie Musils Essayismus und sein imaginär aufgeführter „als ob“-Raum das kommunikative Modell der Literaturverarbeitung im DaF-Unterricht um eine literatur-ästhetische Komponente erweitern und die symbolische Kompetenz fördern können. Die hier vorgeschlagenen Aufgaben wurden im universitären DaF-Unterricht auf Niveaustufe B2.2 gemäß dem GER eingesetzt. Die Analyse der erhobenen Daten dokumentiert, wie die Lernenden die Hauptkomponenten der symbolischen Kompetenz – die Komplexitätsproduktion und die Ambiguitätstoleranz entwickelten und wie sie erhebliche Fortschritte beim Verständnis sprachlicher Komplexität und Mehrdeutigkeiten erzielten.
Schlüsselwörter: symbolische Kompetenz; Robert Musil im DaF-Unterricht; ästhetisches Lernen; Literaturdidaktik im DaF-Unterricht
Diskussionsforum
Jeder noch so vorübergehende, kurzzeitige Aufenthalt in einem öffentlichen Raum – auf dem Weg zum Einkauf oder zur Post, zur Schule oder zur Arbeit, beim Spielen, beim Sport oder Spazierengehen, bedeutet eine Begegnung mit einer Linguistic Landscape. Je nachdem, wo wir uns befinden, wird sie sich in ihrer Zusammensetzung unterscheiden – auf dem Land oder im Stadtzentrum, in unserem Wohnviertel, in der Einkaufsmeile, im Stadion, aus dem Auto- oder Zugfenster, in Deutschland, in Schweden, in Russland oder in Japan. In jedem Fall verlassen wir einen als ‚privat‘ deklarierten Raum, unsere (sprachliche und kulturelle) Komfortzone, den Bereich des Gewohnten, Vertrauten, Bekannten, des problemlos Les- und Verstehbaren, den Bereich also, in dem wir uns i. d. R. souverän fühlen.
Diskussion von Lehr- und Lernmaterialien
„Auf Deutsch Bauen“ [ADB] ist ein neues Lehrwerk „für Bauhelfer“ auf dem Niveau A1.2 / A2 des GER. Es richtet sich vor allem an Migranten und Migrantinnen, die die „relevanten kommunikativen Strukturen beim Bau“ in einem der „wichtigen und häufigen Bauhandwerken“ (Vorwort), d. h. zum Ausüben von Bauberufen sprachlich vorbereiten möchten. Mit der klar umrissenen Zielgruppen- und berufskommunikativen Anwendungsbestimmung reiht es sich in die Beispiele passgenauer DaF- / DaZ-Lehrmaterialien ein, welche sich angesichts der Erkenntnis, dass „Berufssprache Deutsch“ eine terminologische Aporie sei, von den generalisierenden und oft eklektischen berufsbezogenen DaF- / DaZ-Lehrwerkskonzepten früherer Generationen positiv abheben.
Rezensionen
Der Sammelband enthält 26 Arbeitspapiere der 39. Frühjahrskonferenz zur Erforschung des Fremdsprachenunterrichts mit dem Schwerpunktthema: Digitalisierung des Fremdsprachenunterrichts (FSU). Wie bei vorangegangenen Frühjahrskonferenzen sind die Beiträge aufgrund von vier Leitfragen (10) zu folgenden Schwerpunkten entstanden:
– fachliche und didaktische Herausforderungen und Innovationspotentiale,
– Leitbild für digitales Lehren und Lernen,
– konzeptionelle Änderungen und Forschungszugänge,
– Prioritäten für Lehrende und in der Lehrendenbildung.
Die 2018 erschienene qualitativ ausgerichtete empirische Studie ist im Kontext der Neubestimmung und -profilierung der Rolle literarischer Texte in Deutsch als Fremdsprache in den letzten Jahren zu verorten, für die die Arbeit mit Literatur im Fremdsprachenunterricht (auch im Hochschulkontext) keinen Selbstzweck darstellt. Literatur findet sich dabei vielmehr „für die Zwecke des Spracherwerbs und des Kulturlernens“ funktionalisiert – freilich dezidiert nicht unter Absehung von ihrer spezifisch literarischen Qualität, sondern erklärtermaßen gerade über deren gezielte Reflexion.
Internationalen Studierenden fällt es oft nicht leicht, sich an deutschen Hochschulen zurechtzufinden. Teils fehlen die notwendigen lexikalischen und grammatischen Grundkenntnisse, der Fachwortschatz oder die alltägliche Wissenschaftssprache, teils führt mangelnde Übung der Sprechfertigkeit zu Sprechangst und Zurückhaltung. Ein weiteres Problem sind Unsicherheiten bezüglich der kulturellen Gepflogenheiten. Manchen Studierenden sind Kommunikationssituationen wie die Seminardiskussion oder das Sprechstundengespräch aus ihren Heimatländern nicht vertraut.
Das vorliegende Buch ist eine Einführung in das Phänomen sprachliche Musterhaftigkeit, wie sich diese in der Kommunikation manifestiert. Der Fokus liegt dementsprechend auf dem Sprachgebrauch. Neben den beiden Hauptautoren haben Carina Hoff (Mitarbeit im Kap. 6), Martin Wengeler (Kap. 7), Natalia Filatkina (Kap. 8) und Andrea Bachmann-Stein (Kap. 9) zum Buch beigetragen. Sprachliche Vorgeformtheit ist kein neues Phänomen in der linguistischen Forschung. Die germanistische Phraseologie erforscht seit etwa 50 Jahren vorgeformte sprachliche Mehrworteinheiten, in der Textlinguistik ist Musterhaftigkeit ein grundlegendes Konzept, und seit dem Aufkommen der Korpuslinguistik gehört die empirische Erforschung von Mustern in Sprachgebrauchsdaten (Korpora) zu den Kernbereichen der Linguistik.
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