Inhalt der Ausgabe 01/1984
Inhaltsverzeichnis
Aufsätze
Es ist sicherlich ein schwieriges, wenn nicht vermessenes Unterfangen, in einem begrenzten Umfang eine halbwegs umfassende Darstellung der Entwicklungslinien der germanistischen Grammatikforschung und -ausbildung in der DDR zu geben. Ich werde versuchen, folgende Gesichtspunkte einzubeziehen, ohne sie unbedingt der Reihe nach behandeln zu wollen: 1) Das Selbstverständnis der Sprachwissenschaft in der DDR (ich glaube, daß man von diesem größeren und weiteren Rahmen ausgehen muß, wenn man sich der Entwicklung von Teildisziplinen wie Grammatiktheorie, Grammatikagraphie – um den Terminus von D. Cherubim aufzugreifen – und Grammatikunterricht zuwenden will). 2) Die Hauptgedanken der Grammatikkonzeptionen der DDR, ihre Streitfragen und Probleme (dabei werde ich mich im wesentlichen auf monographische Darstellungen der Grammatik beschränken).
Auf der Basis von Entwicklungen in der linguistischen Theoriebildung, wie sie sich in den letzten fünfzehn Jahren im Rahmen der generativen Transformationsgrammatik vollzogen haben, soll die Rolle des Lexikons in der über mehrere Strukturebenen vermittelten Zuordnung von Laut und Bedeutung sprachlicher Äußerungen charakterisiert werden. Es geht um den spezifischen Anteil, den die lexikalischen Einheiten einer Sprache in der Integration semantischer, syntaktischer, morphologischer und phonologischer Strukturgesetzmäßigkeiten von Äußerungen haben. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht die Inbeziehungsetzung semantischer und syntaktischer Konstruktionseigenschaften deutscher Verben mit variablen Diathesen. Es soll erörtert werden, inwieweit Sätze mit passivischem Genus verbi auf syntaktischen Regeln und/oder auf lexikalischen Strukturvorschriften beruhen. In diesem Zusammenhang wird auch die Frage berührt werden, wie Verben zu behandeln sind, die in die Position des Subjekts resp. Objekts das Subjekt eines eingebetteten Satzes aufzunehmen gestatten.
Im Rahmen der sich rasch entwickelnden Theorie der sprachlichen Nomination in der sowjetischen Linguistik sind weiterführende Aspekte der modernen Phraseologieforschung deutlicher in Erscheinung getreten. Diese betreffen in erster Linie folgende Bereiche der linguistischen Forschung: 1) den Benennungsaspekt, d. h. die Untersuchung der Frage, welche Ausschnitte der außersprachlichen Wirklichkeit primär durch feste Wortkomplexe ausgedrückt werde, die Mechanismen ihrer Erzeugung und Probleme der Modellierung; 2) ihre semantische Eigenständigkeit im Vergleich zu minimalen sprachlichen Zeichen primär im Hinblick auf den denotativ-referentiellen Bedeutungsanteil; 3) ihre kommunikativ-pragmatischen Potenzen.
In "Das System der kausativen Funktionsverbgefüge" habe ich Funktionsverbgefüge mit bringen, setzen, versetzen und kommen, geraten, gelangen, d. h. kausative Funktionsverbgefüge und auf diese zu beziehende behandelt. In einem Beitrag in DaF 1./1981 wird das Funktionsverbgefüge mit finden, das auch in den kausativen Bereich zu integrieren ist, nach dem gleichen Modell analysiert. In meiner Behandlung der kausativen Funktionsverbgefüge wurde ein gewisser Konstruktionstyp mit kommen und gelangen ausgeklammert, weil in diesem Fall kein Bezug auf bringen und damit auf eine kausative Konstruktion vorliegt.
Das Interesse der Fremdsprachenmethodik an Ergebnissen der textlinguistischen Forschung gründet sich vor allem darauf, daß der Text aufgrund seiner Rolle und Funktion im Sprachlehr- und -lernprozeß eine zentrale Kategorie im FU darstellt. Wissenschaftliche Erkenntnisse über den "Text" sind somit für die Theorie und Praxis des FU notwendig. Es ist daher erklärlich, wenn die Fremdsprachenmethodik textlinguistische Forschungen aufmerksam verfolgt und an der Untersuchung von Problemen Interesse zeigt, deren Klärung auch für den FU bedeutsam ist (z. B. Merkmale der Textkonstitution; Kohärenzfragen; Probleme der Präsuppositionen im Text; Wohlgeformtheit und Wohlkomponiertheit von Texten; Beziehungen zwischen Text und Thema; Typologisierung von Texten).
Die rasche Entwicklung der auf den Text gerichteten linguistischen Forschung stellt den Fremdsprachenmethodiker vor die Frage nach der Relevanz der teilweise stark voneinander abweichenden Forschungsergebnisse für sein Fach. Auch vorgewarnt durch Helbig, kann er sich nicht Fragestellungen entziehen wie: -Wie lassen sich Erkenntnisse über Textstruktur für den didaktisch gelenkten Textverarbeitungs- bzw. Textproduktionsprozeß nutzen? - Kann die Nutzung der Erkenntnisse über solche textlinguistischen Kategorien wie Textexterna, kommunikative Handlungssituation, Intention, Kohärenz u. a. zu einer verbesserten Verwirklichung der kommunikativen Orientierung des FU beitragen?
Mit der kommnikativen Orientierung des FU hängt es offensichtlich zusammmen, daß der Begriff der Authentizität so häufig in der fremdsprachendidaktischen und methodischen Fachliteratur der letzten Jahre auftaucht. Authentisches soll dazu dienen, die wirkliche sprachliche Kommunikation in die Schulstube zu holen. So lesen wir von "authentischen Texten", gar von "semiauthentischen Texten" bzw. von "semiauthentischer Sprache", von der "Authentizität der Lehr- und Lernsituation", von "landeskundlicher Authentizität", von "authentischer Landeskunde" und selbst ein Begriff wie "authentische Realität" wurde geprägt, der schon insofern fragwürdig scheint, als er eine nichtauthentische Realität unterstellt.
Berichte und Besprechungen
Vom 4. bis 6. Mai 1983 fand in Rostock aus Anlaß des 125 jährigen Bestehens der Germanistik an der Universität dieser Stadt eine Konferenz zum Thema "Entwicklungstendenzen der deutschen Sprache seit dem 18. Jahrhundert" statt. Der Einladung der Veranstalter, der Bilateralen Germanistenkommission DDR-UdSSR sowie der Sektion Sprach- und Literaturwissenschaft der Wilhelm-Pieck-Universität, waren etwa 90 Germanisten aus 8 Ländern gefolgt. Das Thema der Konferenz entsprach aktuellen Bedürfnissen der Sprachwissenschaft im allgemeinen und der Sprachgeschichte im besonderen. Die Arbeitstagung machte in eindrucksvoller Weise deutlich, wie die Neuorientierung der sprachwissenschaftlichen Forschung auf das Erfassen des gesellschaftlichen Charakters der Sprache auch die Untersuchungen zur jüngeren und jüngsten Sprachgeschichte entscheidend gefördert hat.
Das Fortbildungsseminar wurde gemeinsam vom Nationalen Sprachenzentrum Jyväskylä und vom Deutschlektorat beim Kulturzentrum der DDR in Helsinki veranstaltet. Unter den Teilnehmern befanden sich Vertreter nahezu aller finnischen Universitäten und Hochschulen sowie einiger Fachschulen. Die Teilnehmer kamen mit der Hoffnung, theoretische und praktische Anregungen für ihre tägliche Arbeit zu bekommen.
Es ist das Verdienst des Autors, sich mit diesem Buch in ebtenso einem höchst aktuellen und insgesamt noch zu wenig erforschten Problem der Kommunikationswissenschaft und der Textlinguistik zu widmen und die Fragen der Kohärenz auf originelle Weise und insbesondere in den dialogischen Formen der Kommunikation zu untersuchen. Es muß nicht unbedingt als ein Mangel angesehen werden, daß der Autor an keiner Stelle des Buches explizit formuliert oder definiert, was er unter Kohärenz versteht, er dafür aber sehr differenziert Grundprobleme in der Kohärenzforschung, die Zusammenhänge zwischen Beurteilung von Kohärenz einer Äußerungsfolge und dem Verstehen dieser Äußerung, die Beziehungen von Kohärenz und der Fähigkeit zusammenhängenden sprachlichen Handeins sowie Probleme der Wohlgeformtheit von "Texten und Kommunikationen" (S. 10) einschließlich kommunikativer Strategien und thematischer Zusammenhänge darstellt und somit hinreichende Plausibilität über den Gegenstand von Kohärenzurteilen erreicht.
Die Jahrestagung 1983 der Bilateralen Germanistenkommission DDR-VR Bulgarien fand vom 17.9. bis 22.9. in Kleinjena bei Naumburg statt. Sie stand unter dem Thema "Nationalsprachliche Entwicklungsprozesse - Luthers sprachgeschichtliche Wirkung".
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