Inhalt der Ausgabe 05/1977
Inhalt
Beiträge
Als sowjetische Sprachwissenschaftler anläßlich des 50. Jahrestages der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution in zwei umfangreichen Publikationen Bilanz über ihre Arbeit zogen, konnten sie auf bedeutende Erfolge verweisen, die sie in ihrer theoretischen und praktischen Arbeit erreicht haben. In den letzten Jahren hat die sowjetische Sprachwissenschaft einen weiteren beträchtlichen Aufschwung erfahren, so daß sie heute – 60 Jahre nach dem Sieg der Oktoberrevolution – nicht nur einen der führenden Plätze im System der sowjetischen Wissenschaften einnimmt, sondern in bedeutendem Maße die Entwicklung der Linguistik in der Welt beeinflußt.
Das Gesetz der Asymmetrie kommt nicht nur in der Struktur der sprachlichen Zeichen, sondern auch in der Struktur der daraus konstituierten und zum Ausdruck eines außersprachlichen Sachverhalts dienenden Zeichenketten zum Vorschein. So besteht auch zwischen Satzform und Satzbedeutung nicht immer eine 1:1-Beziehung; in der Sprachwirklichkeit kann ein und dasselbe Satz„formativ“ zur Realisierung unterschiedlicher außersprachlicher Relationen herangezogen werden. Es handelt sich hier nämlich um Polysyntaktizität, d. h. syntaktische Mehrdeutigkeit und Polyfunktionalität der Satzformen, die auf bestimmten paradigmatischen und syntagmatischen Gesetzmäßigkeiten („Spielregeln“) beruht und durch deren Zusammenwirken zustande kommt.
Obwohl die Konjunktionen traditionell als eine besondere Klasse der Hilfswörter bezeichnet werden, sind ihre Beschreibungen in der Germanistik bis jetzt in manchen Punkten unzureichend. Unter anderem bedürfen einer weiteren Behandlung zwei allgemeine Fragen: 1) der wirkliche Anwendungsbereich der Konjunktionen – er kann nicht, was die Redewirklichkeit zeigt, auf die gewöhnlich erwähnten zusammengesetzten Sätze und Verbindungen von gleichartigen Satzgliedern reduziert werden; 2) die funktionalen Leistungspotenzen der Konjunktionen – dabei ist nicht nur ihre Anteilnahme an der Wiedergabe der Sinnrelationen der Satzkomponenten zu berücksichtigen, sondern auch ihr möglicher Zusammenhang mit der Verwirklichung der Thema-Rhema-Gliederung, der kommunikativen Segmentierung des Satzes und der Graduierung seiner Segmente nach ihrem Mitteilungswert im Kontext.
In neueren Gesamtdarstellungen der Grammatik und in Dissertationen wird auf die ständige Ausbreitung der deverbativen -bar-Adjektive hingewiesen. Eine Durchsicht von sechs Wörterbüchern der deutschen Sprache ergabe, daß die -bar-Derivate etwa 56 % (1180 Bildungen) von allen dort aufgeführten deverbativen Adjektiven ausmachen. Wenn man die hohe Produktivität des Wortbildungsmodells mit dem Suffix -bar mit in Betracht zieht (220 Belege oder 19 % von allen in Wörterbüchern erfaßten deverbativen Adjektiven auf -bar), so darf man wohl der Auffassung von R. Flury zustimmen, daß in der deutschen Sprache der Gegenwart faktisch von jedem transitiven Verb -bar-Bildungen abgeleitet werden können.
Eine der wichtigsten Bedingungen für die Rationalisierung des Unterrichtsprozesses an Hochschulen mit sprachintensivem Ausbildungsprofil (im weiteren: Hochschule für Fremdsprache) ist die exakte Bestimmung der Niveaustufen bei der Ausbildung sprachlicher Fähigkeiten für jede Ausbildungsetappe. Die Aufstellung objektiver Parameter für die Niveaustufen der jeweiligen Sprachtätigkeit gestattet es, Kontrollbereiche für ihre Bewertung festzulegen; sie gibt darüber hinaus dem Lehrer die Mögichkeit, den Prozeß der Entwicklung und Vervollkommnung der entsprechenden Sprachfähigkeit zielgerichtet zu steuern.
Bis in die jüngste Zeit war man bestrebt, den fremdsprachlichen Unterrichtsprozeß mit der Erschließung und Ausnutzung bestimmter innerer Reserven zu vervollkommnen. Dieses Ziel wurde mit der Präzisierung der inhaltlichen Seite des Unterrichts, mit der Schaffung neuer Programme, präzisierter Lehrpläne und mit der Ausarbeitung neuer methodischer Verfahren verfolgt.
In der Erwachsenenbildung ist das Lesen von fremdsprachiger Originalliteratur mit der Bewältigung zahlreicher Schwierigkeiten subjektiver und objektiver Natur verbunden. Nach informationstheoretischer Erkenntnis hängt der für das Verstehen schriftlich fixierter Texte gegebene Schwierigkeitsgrad vom Lesealter ab, das mit der Bildungsstufe des Menschen gleichgesetzt wird, sowie von objektiven Merkmalen des Textes – vor allem von der Lexik und den im Text verwendeten morphologisch-syntaktischen Strukturen.
Mit dem vorliegenden Beitrag stellt sich die Autorin die Aufgabe, einige Fragen aufzuwerten, die die Landeskunde im FU betreffen und zu weiteren Diskussionen anregen wollen.
Berichte
Vom 23. bis 25. November 1976 fand in Moskau eine wissenschaftliche Konferenz zum Thema „Probleme der syntaktischen Semantik“ statt, die vom Moskauer Staatlichen Pädagogischen Institut für Fremdsprachen „Maurice Thorez“ organisiert worden war. Der Einladung des Instituts waren etwa 800 Wissenschaftler gefolgt. Unter ihnen waren 45 Professoren, etwa 200 Dozenten, 40 Mitarbeiter von Akademieeinrichtungen und rund 350 Mitarbeiter von Hochschulen, Universitäten und Pädagogischen Instituten.
Rezensionen
Die russische Originalausgabe des Buches (vom Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen der UdSSR als Lehrbuch für Philologiestudenten anerkannt), ist bisher in 2 Auflagen erschiedenen (1966 und 1973), die vorliegende Übersetzung basiert auf der zweiten, überarbeitetn und ergänzten russischen Ausgabe. Ausgehend von der Tatsache, daß einerseits keine Gesellschaft ohne Sprache existiert und die Sprache uns als wichtigstes Verständigungsmittel ständig begleitet, daß andererseits die Sprachwissenschaft die Vielfalt der Sprachen auf der Erde unter verschiedensten Gesichtspunkten und mit den verschiedensten Methoden zu beschreiben versucht, also eine recht komplizierte Struktur hat und für den Nichtfachmann schwer durchschaubar ist, ist es das Anliegen des Verfassers, in die Gegenstände, die Methoden und die Entwicklung der Sprachwissenschaft einzuführen.
Das vorliegende Buch ist in erster Linie als Lehrbuch der Lexikologie der deutschen Gegenwartssprache für den Unterricht an Fremdsprachenhochschulen und -fakultäten in der UdSSR gedacht. Es richtet sich dementsprechend weitgehend nach den für diese Einrichtungen verbindlichen Lehrplänen. Das spiegelt sich vor allem in der Auswahl und Akzentuierung der behandelten Problemkreise wider.
Bei vorliegendem Buch handelt es sich um einen Sammelband mit Beiträgen von Autoren der durch einen Vertrag freundschaftlich miteinander verbundenen Schewtschenko-Universität Kiew und der Karl-Marx-Universität Leipzig, wobei letztere diurch die Arbeitsgruppe Linguistik des Herder-Instituts vertreten wird. Die Themen der 15 Beiträge zeigen, daß unter Germanistik hier sprachwissenschaftliche und zu einem geringen Teil methodische Studien verstanden wevden, dies allerdings in einer überraschenden Breite und Vielfalt.
Das vorliegende Lehrbuch ist bestimmt für die Philologiestudenten an den Universitäten und Fremdspracheninstituben. Es ist der Versuch, die Erfahrungen der Verfasser.in in den Lehrveranstaltungen zur theoretischen Grammatik des Deutschen an der Fakultät für Romanisch-Germanische Philologie der Schewtschenko-Universität Kiew zu verallgemeinern. Es unterscheidet sich insofern von den meisten Lehrbüchern für ähnliche Adressaten, als es von vornherein nicht alle im Lehrprogramm vorgesehenen Themen umfaßt, sondern sich absichtlich auf solche Probleme beschränkt, die in den vorliegen,den Lehrbüchern wenig behandelt und in der gegenwärtigen Linguistik besonders diskutiert werden.
Der Band wurde unter der verantwortlichen Redaktion von N. F. Irten'eva am Fremdspracheninstitut Pjatigorsk (UdSSR) herausgegeben. Er ist dem Problem der Präsupposition in der Linguistik gewidmet. Die neunzehn Beiträge zeigen, welch vielfältige linguistische Erscheinungen mit dem Begriff der Präsupposition verknüpft sind. Sie reichen von der Syntax bis zur lexikalischen Semantik.
Der vorliegende Band geht zurück auf eine vom Zentralinstitut für Sprachwissenschaft der Akademie der Wissenschaften der DDR gemeinsam mit der Sektion Theoretische und Angewandte Sprachwissenschaft der Karl-Marx~Universität Leipzig veranstaltete Avbeitstagung zu dem gleichen Thema (27.-29.11.1972). Die Wahl des Themas ist schon deshalb hoch aktuell und sehr glücklich, da in den letzten Jahiren die Kategorie des Genus verbi, "die wesentlich die gesamte Struktur des Satzes einer Sprache bestimmt" (Vorwort), stark in den Vordergrund getreten ist und unterschiedliche Neudefinitionen und -beschreibungen gefunden hat.
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