Inhalt der Ausgabe 01/2016
Inhalt
Aufsätze
Der Beitrag untersucht den in unterschiedlichen lyrischen und epischen Fassungen überlieferten „Plot“ des sog. spätmittelalterlichen „Veilchenschwanks“ im Kontext gabentheoretischer Parameter. Er sucht zu zeigen, dass Struktur und thematische Anlage der kleinen Form in den verschiedenen Textzeugen im Hinblick auf vormoderne Praktiken des Tauschs entwickelt sind. Dabei wird dargelegt, auf welche Art und Weise die verschiedenen Fassungen des komisch akzentuierten Geschehens besonders die symbolische Ökonomie der höfischen Gesellschaft verhandeln. Die These ist, dass die Erzählung vom Eintritt eines Bauern in einen höfisch codierten Naturraum Möglichkeiten und Grenzen einer höfischen Ordnung diskutiert, die auf dem Prinzip der Reziprozität basiert.
Der Beitrag rekonstruiert eine allgemeine Theorie der kunst aus den Gedichten Heinrichs des Teichners, die sich durch einen engen Bezug auf das menschliche Erkenntnisvermögen auszeichnet. Das Sprechen über kunst erhält sein anthropologisches Fundament im Kontext einer Drei-Seelen-Lehre. Weil kunst das Potenzial der menschlichen Vernunftseele verwirklicht, ist sie hochgradig heilsrelevant; ihre Wirkung schlägt jedoch um, sofern sie diesem Zweck entfremdet wird. Da alle kunst ihren Ursprung in Gott hat und am Ende der Zeiten wieder in diesen Ursprung eingehen wird, steht sie in einer eschatologischen Perspektive. Auch die kunst des Teichners verortet sich im Rahmen dieser kunst-Theorie – sie ist somit zugleich eine Poetik.
Der vorliegende Beitrag untersucht „Euryalus und Lucretia“, „Guiscardo und Sigismunda“, „De remedio amoris“, „Marina“, „Griseldis“ und den „Prosa-Gregorius“ im Kontext eines spezifischen Überlieferungsträgers auf ein mögliches zeitgenössisches Verständnis hin. Er versucht zu zeigen, dass die spezifische Kombination der Texte einem Programm folgt und im Ganzen eine Aussage über die Natur der Frau dokumentiert. Dabei werden einige Modifikationen im Hinblick auf die bisherige Bewertung der Handschrift sowie der sog. humanistischen Prosa-Novellistik durch die Forschung vorgenommen.
Das deutsche Sprachdenken des 17. und des 18. Jahrhunderts ist mit zahlreichen positiven und negativen Werturteilen gegenüber einzelnen Sprachen verbunden. In dem zweiten Teil des vorliegenden Aufsatzes werden die negativen Bewertungen der alten Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch sowie der neuen Sprachen Französisch, Italienisch, Englisch und Niederländisch hinsichtlich sprachlicher Beschreibungsebenen und Varietäten, verschiedener Sprachgruppen sowie Jahrhunderte aufgearbeitet. Der erste Teil ist den positiven Bewertungen gewidmet und erschien in Heft 3/2015.
Im Beitrag wird davon ausgegangen, dass w-Exklamativ-Konstruktionen in bürgerlichen Trauerspielen des 18. Jahrhunderts soziokulturelle Muster einer rhetorischdramatischen Praxis sind, die mit spezifischen emotiven Deutungen verknüpft ist. Der theoretische Ansatz fußt dabei auf Strömungen der kognitiven Linguistik, Konstruktionsgrammatik und Kulturanalyse, so dass von sprachlichen Einheiten als unterschiedlich komplexen und graduell verschieden fixierten Diskurs-Konstruktionen mit zugrundeliegenden festen Schemata ausgegangen wird. W-Exklamativ-Konstruktionen (was für + x; welch/e/r + x; wie + x) werden ausgehend von dieser Basis als e(xklamativ)-rhetorische Sprechakte mit (emotionaler) Kategorisierungs- und Steuerungsfunktion für den dramatischen Dialog analysiert und systematisiert.
Buchbesprechungen
Um die Alterität vormoderner Literatur in ihrer körpergebundenen Präsentation und gemeinschaftlichen Rezeption gegenüber einer immer schon schriftlich konzipierten und individuell gelesenen Literatur der Neuzeit zu beschreiben, betont man gerne und immer wieder die spezifische semiorale Kultur des Mittelalters. Zahlreiche Forschungen bemühen sich, das fluide, ja ephemere Ereignis, als welches sich die Literatur des Mittelalters rückblickend darstellt, vor diesem Hintergrund historisch und systematisch zu fassen.
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