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Wie man seinen Mann entführt
Die altjiddische „Mayse mi-Danzek“ im Kontext frühneuhochdeutscher Crossdressing-Erzählungen

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wird in Norditalien eine jiddische Erzählung niedergeschrieben, die auf dem gleichen Erzählmuster beruht wie mehrere nur wenig jüngere deutschsprachige Texte (‚Rettung eines gefährdeten Mannes durch seine als Mann verkleidete Ehefrau‘). Ein Vergleich zeigt, dass der Autor der jiddischen Geschichte zwei unterschiedliche nichtjüdische Konkretisierungen des Musters kannte und sie so miteinander kombinierte, dass daraus eine eigenwillige Erzählung nicht über Konflikte zwischen Männern und Frauen entstand, sondern über das Selbstbewusstsein von Angehörigen einer religiös und ständisch deprivilegierten Gruppe und ihren unbedingten Willen, ihre Lebensumstände auf Kosten der Reichen und Mächtigen zu verbessern.

A Yiddish story using the motif of the wife who dresses as a man in order to rescue her endangered husband survives in a source written during the first decades of the sixteenth century in Northern Italy, following up on several similar Germanlanguage texts. Comparing the Yiddish and the German texts demonstrates that the author of the Yiddish text knew and combined two different, non-Jewish versions of this story, resulting in a unique version whose thematic focus is not, as is otherwise typical, conflict between men and women. The Yiddish story explores instead the self-understanding of its protagonists as members of an oppressed religious minority and their absolute will to improve their quality of life by exploiting the rich and powerful.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2023.01.02
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-7806
Ausgabe / Jahr: 1 / 2023
Veröffentlicht: 2023-05-26
Dokument Wie man seinen Mann entführt