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Von der ‚Ungefährdung‘ von Sinn. Zu Justin Vollmanns ‚Krone‘-Buch

Nicht lange nach der Mitte des Romans führt Heinrich von dem Türlin seinen Helden Gawein auf die Burg Karamphi, deren Burgherr Angaras ist. Gawein spielt mit der Schwester des Burgherrn – der noch auf der Jagd weilt – Schach, bis seine Identität bekannt wird und die Einwohner ihn als Mörder des Bruders von Angaras attackieren. Doch anstatt den ziemlich hilf- und wehrlosen Gawein tatsächlich zu erschlagen, was der „Krone“ ein einigermaßen jähes Ende gesetzt hätte, findet man einen Kompromiss: Gawein, der gerade eben als Gast der Frau Sӕlde dem Artushof ewiges Glück gesichert hat, möge für Angaras Gral und Gralslanze suchen. Gelingt ihm dies nicht binnen Jahresfrist, muss er nach Karamphi zurückkehren und sich dort in Gefangenschaft begeben (vv. 18680–18933). Auch wer die „Krone“ nie gelesen hat, kennt die Szene: Heinrich hat sie – als Teil der so genannten ‚Gauvain/Gawan-Partie‘ – aus Chrétiens „Perceval“ oder (weniger wahrscheinlich) aus Wolframs „Parzival“ übernommen, wo der Burgherr Guigambresil bzw. Vergulaht heißt. Doch nicht die Übernahme ist erstaunlich, sondern wie Heinrich die Szene in seinen Roman einpasst.

Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-7806
Ausgabe / Jahr: 1 / 2015
Veröffentlicht: 2015-03-26
Dokument Von der ‚Ungefährdung‘ von Sinn. Zu Justin Vollmanns ‚Krone‘-Buch