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Verb-dritt-Stellung im türkisch-deutschen Sprachkontakt: Informationsstrukturelle Linearisierungen ein- und mehrsprachiger Sprecher/innen

Wortstellungsoptionen des Typs „Dann die sind zur U-Bahn gerannt.“, die unter anderem von türkischdeutsch mehrsprachigen Sprecher/innen in Kiezdeutsch-Kontexten bekannt sind, erlauben einen Verstoß gegen kanonisches V2 in Matrixdeklarativa: Das finite Verb steht hier nach einem doppelt besetzten Vorfeld, das typischerweise ein Adverbial und ein Subjekt enthält, die auf informationsstruktureller Ebene Rahmensetzer und Topik identifizieren. Wir stellen eine Studie vor, die den Einfluss verbaler versus sprachunabhängiger informationsstruktureller Präferenzen für diese Linearisierung untersucht und hierfür türkisch-deutsch mehrsprachige, in Deutschland aufgewachsene Sprecher/innen mit einsprachig deutschen und türkischen Sprecher/inne/n vergleicht. Für Aufgaben, bei denen grammatische Restriktionen weitgehend minimiert sind, zeigte sich eine generelle Tendenz, Verben in eine Position nach Rahmensetzer und Topik zu stellen; außerdem wurden einzelsprachliche Einflüsse deutlich, die türkisch-deutsche und einsprachig deutsche von einsprachig türkischen Sprecher/innen unterscheiden. Wir interpretieren dies als Evidenz für eine informationsstrukturelle Motivation von V3 und für eine deutliche Dominanz des Deutschen für türkisch-deutsche Sprecher/innen in Deutschland.

In present-day German we find new word order options, particularly well-known from Turkish-German bilingual speakers in the contexts of new urban dialects, which allow violations of the canonical verb-second position in independent declarative clauses. In these cases, two positions are occupied in the forefield in front of the finite verb, usually by an adverbial and a subject, which identify, at the level of information structure, frame-setter and topic, respectively. Our study investigates the influence of verbal versus language-independent information-structural preferences for this linearisation, comparing Turkish-German multilingual speakers who have grown up in Germany with monolingual German and Turkish speakers. For tasks, in which grammatical restrictions were largely minimised, the results indicate a general tendency to place verbs in a position after the frame-setter and the topic; in addition, we found language-specific influences that distinguish Turkish-German and monolingual German speakers from monolingual Turkish ones. We interpret this as evidence for an information-structural motivation for verb-third, and for a clear dominance of German for Turkish-German speakers in Germany.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-775X.2017.01.03
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-775X
Ausgabe / Jahr: 1 / 2017
Veröffentlicht: 2017-03-08
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Dokument Verb-dritt-Stellung im türkisch-deutschen Sprachkontakt: Informationsstrukturelle Linearisierungen ein- und mehrsprachiger Sprecher/innen