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Vaterlosigkeit. Literarische Bewältigungsstrategien eines Grundproblems feudaler Gesellschaftsordnung

In der mittelalterlichen Adelsgesellschaft gibt es wiederkehrende Konfliktfelder zwischen Vätern und Söhnen, die sich auf die Gebiete finanzielle Versorgung, Eheschließung, Herrschaftsnachfolge und Erbregelung erstrecken. Diese strukturellen Probleme im historischen Vater-Sohn-Verhältnis finden überraschenderweise keinen Niederschlag in der deutschsprachigen Literatur des Mittelalters. Insgesamt orientiert sich die Darstellung der Vater-Sohn-Beziehung hier an literarischen Traditionen und Eigengesetzlichkeiten sowie text- und gattungsbasierten Erzählmustern. Auffällig ist in den großepischen Texten die häufige Vaterlosigkeit der Protagonisten. Diese erklärt sich aus dem ideologischen Programm einer Leistungskultur adliger Eliten, das sich nur in der Absenz der Vaterfigur narrativ verwirklichen lässt.

In mediaeval aristocratic society there are recurring conflicts between fathers and sons in the areas of financial provision, marriage, succession and inheritance. These structural problems in the historical relationships between fathers and sons have, surprisingly, left no mark on the German literature of the Middle Ages. All in all, the portrayal of the father-son relationship is based on literary traditions and customs, as well as text- and genre-based narrative patterns. It is striking that many of the protagonists in the great epic texts do not have a father. This can be explained by the ideological programme of a culture of achievement which exists in aristocratic elites and which can only be realised in narratives by the absence of a father figure.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2017.01.03
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-7806
Ausgabe / Jahr: 1 / 2017
Veröffentlicht: 2017-03-28
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Dokument Vaterlosigkeit. Literarische Bewältigungsstrategien eines Grundproblems feudaler Gesellschaftsordnung