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„Unser täglich Brötchen“ gib uns heute – und verschone uns vor Brandblasen, gib uns Schutzhandschuhe und unterweise uns

Der Angeklagte war Geschäftsführer einer Großbäckerei. Der Journalist Günther Wallraff arbeitete dort im Februar und März 2008 unter falschen Namen. Im Zeit Magazin Nr. 19 vom 30. April 2008 beschrieb er die betrieblichen Arbeitsbedingungen in der Reportage „Unser täglich Brötchen“, die 2009 für den Henri-Nannen-Preis nominiert war. Das Magazin wurde der Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach zugespielt, die im September 2009 einen Strafbefehl wegen fahrlässiger Körperverletzung erließ. Außerdem gibt es auch einen auf www.youtube.com abrufbaren Film „Wo Arbeit weh tut – Günther Wallraff undercover“. Die Bäckerei wurde im September 2010 geschlossen und den verbliebenen 23 Mitarbeitern wurde betriebsbedingt gekündigt.
Im Urteil sind die Aussagen des „Undercoverjournalisten“ Wallraff so zusammengefasst: Die Bleche hätten sich immer mal wieder gestaut, nachdem sie aus dem Ofen kamen. Er habe „hier aushelfen müssen“ durch Stapelung der Bleche in eisernen Gestellen – und „beim Stapeln der Bleche über Kopf habe er sich dann Verbrennungen am Arm zugezogen. Auf die Existenz von Handschuhen sei er erst durch Kollegen hingewiesen worden. Da die Schutzhandschuhe zu kurz gewesen seien, habe er sich in der Folgezeit mehrfach verbrannt“. Die Handschuhe seien auch „löcherig“ gewesen. Lichtbilder bestätigten die Brandnarben. Er sei zu Unfall-, insbesondere Verbrennungsgefahren nicht belehrt worden.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.2199-7349.2015.11.09
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 2199-7349
Ausgabe / Jahr: 11 / 2015
Veröffentlicht: 2015-11-03
Dokument „Unser täglich Brötchen“ gib uns heute – und verschone uns vor Brandblasen, gib uns Schutzhandschuhe und unterweise uns