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Thomas Rommel: Das Selbstinteresse von Mandeville bis Smith – ökonomisches Denken in ausgewählten Schriften des 18. Jahrhunderts

Über die Bedeutung wirtschaftswissenschaftlicher Fragestellungen kann für die Gegenwart ebensowenig ein Zweifel bestehen wie für das 18. Jahrhundert in England, das eine intensive Debatte über Wohlstand, Verteilung der Ressourcen, Eigeninteresse und Gemeinwohl führte. Paul Langfords Titel A Polite and Commercial People für eine Studie zum 18. Jahrhundert ist hier ebenso sprechend wie das Epitheton der ‘shopkeeper’s daughter’, mit dem Margaret Thatcher immer wieder bedacht wurde. Auch die Literaturund Kulturwissenschaft setzt sich verstärkt mit ökonomischen Themen auseinander. Dabei werden zunehmend nicht nur fiktionale Texte, sondern vor allem Adam Smith, als wichtiger Theoretiker der Wirtschaftswissenschaften und als Moralphilosoph, in mentalitätsgeschichtliche Untersuchungen einbezogen.

Die vorliegende Studie von Thomas Rommel, im Jahr 2000 als Habilitationsschrift an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen angenommen, hat es sich zum Ziel gesetzt, einen Beitrag zu dieser Diskussion zu leisten und zu zeigen, “inwieweit sich Denken und Handeln säkularisierte und wie ökonomisches, von einem kommerziellen Selbstinteresse getragenes Verhalten alle Bereiche des privaten und öffentlichen Lebens beeinflusste”. Der fundamentale gesellschaftliche und kulturelle Wandel wird “im zeitgenössischen philosophischen und ökonomischen Diskurs, maßgeblich und breitenwirksam aber in der Literatur” offenbar. Die aufstrebende, zu Wohlstand und Einfluss gelangende bürgerliche Schicht von Unternehmern und Kaufleuten konnte nicht damit zufrieden sein, ihr unternehmerisches Handeln von Mandeville als “private vices” abgestempelt zu sehen, auch wenn dieses dann trotzdem zu “public benefits” führen sollte. Es mußte vielmehr darum gehen, bereits für das Gewinnstreben des Einzelnen eine moralische Rechtfertigung zu finden und den erfolgreichen Kaufmann und Unternehmer als wertvolles Mitglied der Gesellschaft zu kennzeichnen. Dabei spielt das jeweils zugrunde liegende, statische oder dynamische, Wirtschaftsmodell eine entscheidende Rolle: steht nur eine begrenzte Menge an Reichtum im Staat zur Verfügung, muß einem Teil genommen werden, was ein anderer Teil hinzugewinnt (Rommel spricht in diesem Fall von “Umverteilung”); kann der Reichtum aber wachsen, dann führt das erfolgreiche unternehmerische Handeln potentiell zu einem Zugewinn für alle.

Seiten 444 - 446

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2008.02.29
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1866-5381
Ausgabe / Jahr: 2 / 2008
Veröffentlicht: 2008-12-15
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