• Schreiben Sie uns!
  • Seite empfehlen
  • Druckansicht

Talente im Lizenzraum. Brechts Dreigroschenroman und die Verwertung immaterieller Güter

Das Urheberrecht regelt Nutzung und Verwertung immaterieller Güter. Für Bertolt Brecht war deshalb Kunst in kapitalistischen Gesellschaften nicht autonom, sondern abhängig von Urheberrecht und Wirtschaft. ‚Die Dreigroschenoper‘, ihre transmedialen Verwertungen, rechtliche Konflikte und die Berichterstattung der Presse bildeten zwischen 1928 und 1933 einen relationalen Verbund. An diesem Lizenzraum zeigt sich, wie die Kreation von Literatur von Fragen ihrer Produktion, Distribution und Rezeption abhängt. Ausführlich reflektiert Brecht den Verwertungsprozess der Verfilmung, wobei er Marx’ Theorie der Entfremdung des Arbeiters auf den geistigen Arbeiter überträgt. Trotz der Kritik an der Kapitalisierung des Films hält Brecht an der ästhetischen Überlegenheit dieses Mediums gegenüber dem Roman fest. Erst mit der Emigration (1933), die den transmedialen Lizenzraum der ‚Dreigroschenoper‘ schlagartig entwertete, verfasste Brecht einen ‚Dreigroschenroman‘. Parallel zur Entstehung des Exilromans versuchte er in Konkurrenz mit seinem Agenten und Verleger möglichst viele Übersetzungsrechte zu verkaufen. Zugleich wurde die praktische Erfahrung im Lizenzraum der ‚Dreigroschenoper‘ strukturbildend für den Roman, insofern sich seine verschiedenen Wirtschaftshandlungen als Lizenzhandlungen charakterisieren lassen.

Copyright regulates the use and the exploitation of immaterial goods. For Bertolt Brecht, therefore, art was not autonomous in capitalist societies, but dependent on copyright and the economy. Between 1928 and 1933, ‘The Threepenny Opera’, its exploitation in different media, legal conflicts and press coverage formed a licensing network. In my article I want to show how the creation of literature depends on questions of its production, distribution and reception. Brecht extensively reflects on the exploitation of the film adaptation, transferring Marx’s theory of the worker’s alienation to the intellectual worker. Despite his critique of film as capitalistic medium, Brecht sticks to its aesthetic superiority. For Brecht, the novel is an anachronistic medium at this moment. Only after his emigration (1933), which abruptly devalued the transmedia licensing practice of the ‘Threepenny Opera’, Brecht finally wrote a ‘Threepenny Novel’. Parallel to the creation of his exile novel, he tried to sell the translation rights in competition with his agent and his publisher. Brecht’s practical experience in the licensing network of the ‘Threepenny Opera’ became a structuring principle for the novel, since its different economic plots revolve around by licensing.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2019.01.03
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1866-5381
Ausgabe / Jahr: 1 / 2019
Veröffentlicht: 2019-05-30
Dieses Dokument ist hier bestellbar:
Dokument Talente im Lizenzraum. Brechts  Dreigroschenroman  und die Verwertung immaterieller Güter