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Stoffeinträge in Ballungsgebieten und naturnahen Regionen Baden-Württembergs

Neben natürlichen Vorgängen wie Waldbränden, Sandstürmen und Vulkanausbrüchen gelangen auch anthropogen verursachte Abgase mit deren Schadstoffen aus Industrie, Verkehr, intensiver Landwirtschaft und Hausbrand in die Atmosphäre. Diese gas- und partikelförmigen Emissionen werden transportiert und verweilen unterschiedlich lang in der Atmosphäre, bis sie sich auf belebte und unbelebte Oberflächen als Deposition ablagern. Die Emissionen von Schwefeldioxid, Stickstoffoxiden oder Ammoniak können sich direkt vor Ort als trockene Deposition ablagern oder werden in der Atmosphäre chemisch umgewandelt. Die Umwandlungsprodukte wie Sulfat, Nitrat und Ammonium können u. a. als sekundäre Aerosole über Niederschläge (nasse Deposition) in emittentenferne Regionen eingetragen werden. Da raus ergibt sich die Notwendigkeit, diese Stoffeinträge auch in den dortigen Gebieten zu erfassen und zu quantifizieren. Die Kenntnisse über die eingetragene Substanzart und -menge, sind besonders für Ökosysteme von Bedeutung. Je nach Empfindlichkeit des Systems, rufen diese Einträge einerseits positive Effekte wie Vitalitätssteigerung der Pflanzen oder andererseits negative Effekte wie Veränderung des gesamten Ökosystems hervor. Bei Überschreitung der kritischen Belastungsgrenze (critical Load) bewirken Stickstoffdepositionen z. B. eine Eutrophierung (Nährstoffanreicherung) und zusammen mit den Schwefeldioxid- und Sulfateinträgen eine Versauerung von Böden und Gewässern. Die Folge kann eine Veränderung der Artenzusammensetzung oder auch eine Reduktion der Artenvielfalt (Biodiversität) sein. Die eingetragene Menge jeder einzelnen Substanz, wird jedoch auch direkt durch die Oberflächenstruktur des Ökosystems, z. B. Blattform oder Bewuchshöhe, beeinflusst. Das heißt, die Stoffablagerung bzw. -einträge sind Stoff- und Rezeptor-spezifisch. Dies ist beim Auskämmeffekt des Waldes von besonderer Bedeutung. Die Blätter und Nadeln der Bäume bilden eine große Oberfläche, d. h. der Depositionswiderstand ist hier recht hoch und Luft getragene Schadstoffe lagern sich vermehrt ab. Diese positive Luft reinigende Wirkung bedeutet jedoch für das Ökosystem Wald einen verstärkten Schadstoffeintrag, vor allem für Wälder mit hoher Nebelbeaufschlagung wie z. B. dem Westrand und den Kammlagen des Schwarzwaldes.

Seiten 60 - 67

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-7776.2007.02.04
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-7776
Ausgabe / Jahr: 2 / 2007
Veröffentlicht: 2007-06-01
Dokument Stoffeinträge in Ballungsgebieten und naturnahen Regionen Baden-Württembergs