Ralf Junkerjürgen (Hg.): Spanische Filme des 20. Jahrhunderts in Einzeldar stellungen

Für die großen Nationalliteraturen gibt es sie schon des längeren, und sie erfreuen sich bei Lehrenden, Studierenden und interessierten Liebhabern ungebrochener Nachfrage: Anthologien, die exemplarische Werke einer Gattung in Einzeldarstellungen präsentieren. Für den Film lagen derartige Sammlungen, die sich zum ersten Kennen lernen ebenso wie zur vertieften Auseinandersetzung eignen, bislang noch nicht vor. Einen gelungenen Anfang macht der Band Spanische Filme des 20. Jahrhunderts in Einzeldarstellungen, den Ralf Junkerjürgen, Medien- und Kulturwissenschaftler an der Universität Regensburg, im Erich Schmidt Verlag herausgab. Vorgestellt werden in chronologischer Folge 20 ausgesuchte Titel, angefangen vom surrealistischen Stummfilm mit Luis Buñuels L’âge d’or aus dem Jahr 1930 über Produktionen aus der Zeit des Franquismus sowie der nachfolgenden movída madrileña bis hin zu jüngeren Werken von Julio Medem und Isabel Coixet. Dabei handelt es sich durchwegs um Werkdarstellungen im unmittelbaren Sinne des Wortes. Die Beiträge verzichten auf ein allzu spezifisches historisches oder methodisches Erkenntnisinteresse, wie es den Großteil der Forschungsliteratur charakterisiert. Statt dessen werden die Filme in ihren politischen, sozialen und ästhetischen Zusammenhängen situiert. So gewähren die Präsentationen näheren Aufschluss über die historischen Kontexte ebenso wie über die besonderen immanenten Strukturen der ausgewählten Filme. In der Gesamtheit vermitteln sie einen profunden Einblick in die Geschichte des spanischen Kinos, die auch wichtige und bislang wenig untersuchte Kapitel berücksichtigt wie etwa die Migrationskomödien der 1960er Jahre.