Projektionen des Fundamentalismus. Reflexionen und Gegenbilder im Film. Ed. Margit Frölich, Christina Schneider und Karsten Visarius

Fundamentalismus ist inzwischen zum großen Angstszenario der westlichen Welt geworden. Dies liegt nicht nur daran, dass die medienwirksamen Terroranschläge von New York 2001 und folgende in Madrid, London und anderswo explizit mit fundamentalistischen Gruppierungen in Verbindung gebracht werden, sondern auch daran, dass die Bedrohung auch als innere wahrgenommen wird und diese mithin westliche Demokratien durch ‘Infiltration’ wehrlos erscheinen lässt. Das große Medieninteresse, das diesem Problemkreis entgegengebracht wird, entsteht nicht zuletzt aus der Tatsache, dass die Medien selbst Schauplatz fundamentalistischer Auseinandersetzung geworden sind. Zum einen gibt es besonders starke fundamentalistische Reaktionen gegen mediale Heterodoxien, wie etwa die fatwa gegen Salman Rushdie von 1989 und der sog. Karikaturenstreit von 2006 veranschaulichen können; zum anderen instrumentalisieren fundamentalistische Gruppierungen gezielt die Massenmedien in Form von Presse, Funk und Fern sehen, und insbesondere das Internet, für ihre Zwecke. Auf diesem Hintergrund deckt der hier zu besprechende Sammelband, der die Auseinandersetzung mit Fundamentalismus im Film analysiert, eine wirkliche Forschungslücke auf, treten die besprochenen Filme und Filmemacher fundamentalistischen Positionen doch in jenem multimedialen Terrain der bewegten Bilder gegenüber, das von jenen besonders intensiv genutzt wird, wie in zahlreichen fundamentalistischen Video-Botschaften, Internet- Clips und Filmmaterial anschaulich wird.

Seiten 214 - 216