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Nicolas Pethes: Zöglinge der Natur. Der literarische Menschenversuch des 18. Jahrhunderts

Dass von der Idee eines Menschen im Stand vorkultureller Unschuld eine bleibende Faszination ausgeht, zeigt u.a. die eben in deutscher Übersetzung erschienene Novelle „Das wilde Kind“ von T.C. Boyle. Boyle lässt darin die Geschichte des Findlings Victor von Aveyron, der wie ein Mensch aussieht, sich aber wie ein Tier verhält, als er im Jahr 1797 in Südfrankreich gefunden wird, von einer Taubstummen erzählen. Wie nun Nicolas Pethes’ Untersuchung „Zöglinge der Natur“ zeigt, hat dieses Arrangement seine eigene kulturgeschichtliche Logik: Geht es um die Ergründung der ‚wahren Natur des Menschen‘, sind für die experimentierfreudige Aufklärungszeit vor- und außerkulturelle ‚Wolfskinder‘ von ebenso großem Interesse wie geographisch entrückte ‚Wilde‘ oder eben sozial isolierte Taubstumme (vgl. S. 62–72). Unter allen diesen ‚Zöglingen‘ kommt just Victor von Aveyron, so Pethes, besondere Bedeutung zu:
Die verschiedenen Berichte, die im Anschluß an seine Entdeckung über das wilde Kind von Aveyron angefertigt wurden, stehen im Spannungsfeld der […] Ablösung eines naturhistorischen durch einen experimentalwissenschaftlichen Zugang zur menschlichen Natur.

Seiten 290 - 293

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2011.02.09
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-7806
Ausgabe / Jahr: 2 / 2011
Veröffentlicht: 2011-10-19
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Dokument Nicolas Pethes: Zöglinge der Natur. Der literarische Menschenversuch des 18. Jahrhunderts