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Neue Anmerkungen über das Epigramm vor und bei Mörike. Eindeutigkeit versus Mehrdeutigkeit

Auf G. E. Lessings ‘Zerstreute Anmerkungen über das Epigramm und einige der vornehmsten Epigrammisten’ von 1771 wird in Nachschlagewerken noch immer hingewiesen. Neben mehr zeitbedingten Auseinandersetzungen mit anderen Analytikern bringt Lessings Aufsatz Betrachtungen zum Wesen des Epigramms als literarischer Gattung, die auch heute nicht überholt sind und im vorliegenden Zusammenhang inspirieren mögen. Vom Wort her bedeutet Epigramm “Inschrift”. Von diesem Ursprung hat sich die Gattung im Laufe von etwa zweieinhalb Jahrtausenden nur bedingt gelöst. Philipp von Zesens Verdeutschung des Begriffs – er spricht vom “Sinngedicht” – charakterisiert die Gattung vom Inhalt her und grenzt sie von banaleren Inschriften ab, aber zu seinem Ursprung als Inschrift und damit der Verpflichtung zur Kürze, zur brevitas, verhält sich das Epigramm bis heute. Freilich handelt es sich dabei um eine Brevitas, die sich zur eindeutigen Aussage dialektisch verhält, sich wie andere künstlerische Formung der Sprache der Mehrdeutigkeit, der Interpretation öffnet, dadurch ihren besonderen Reiz erhält und sich als Kunst-Stück erleben lässt.

Seiten 18 - 31

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2004.01.03
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1866-5381
Ausgabe / Jahr: 1 / 2004
Veröffentlicht: 2004-04-01
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