Modell – Fiktion – Sinn: Zu Walter Haugs neuestem Band gesammelter Schriften
Zu Walter Haugs neuestem Band gesammelter Schriften
Walter Haug: Die Wahrheit der Fiktion. Studien zur weltlichen und geistlichen Literatur des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Niemeyer, Tübingen 2003
Der vorliegende Band von Walter Haugs Schriften enthält auf etwa 700 Seiten 40 Aufsätze zu den oben genannten Sachgebieten. Dass Haug ein großer Anreger ist, weiß man schon lange, und auch ein missgünstiger Kollege würde nicht umhin können, zuzugeben, dass man durch die Lektüre eines Haugschen Beitrags auf erfrischende Weise belehrt wird und dass einem die Augen geöffnet werden für Dinge, an denen man bisher vorbei gelesen hat. Darin liegt aber auch das Problematische an Haugs Ausführungen. Er erliegt allzu gerne der Versuchung, den Leser zu überraschen und zu provozieren, manchmal auf Kosten des Textes. Was Haug umtreibt, sich kompetent auf so vielen Gebieten zu betätigen – hier sind es Literaturtheorie, höfischer Roman, Schwank, geistliche Literatur im weiten zeitlichen Spektrum, Heldendichtung, darüber hinaus Ausblicke bis Goethe und Jean Paul, Wissenschaftsgeschichte und Lage der Geisteswissenschaften – ist eine unbändige und rastlose curiositas. Sein Lesepensum ist enorm, was auch die Fachliteratur betrifft – und es ist kein leeres namedropping! Die Durchdringung des Stoffes ist aufregend, die Diktion gefällig und zum Weiterlesen ermunternd. Im Folgenden sei zuerst kursorisch auf Einiges hingewiesen, um dann ausführlicher auf Haugs Zentralproblem, Sinngebung durch Fiktion, einzugehen.
Seiten 395 - 405
DOI: | https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2004.03.06 |
Lizenz: | ESV-Lizenz |
ISSN: | 1868-7806 |
Ausgabe / Jahr: | 3 / 2004 |
Veröffentlicht: | 2004-07-01 |