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Karin Becker: Le dandysme littéraire en France au XIXe siècle

Dieser interessante und gut zu lesende kleine Band stellt die Geschichte des Dandys in der französischen (und z.T. englischen) Literatur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts vor und richtet sich offensichtlich an ein größeres Publikum, in erster Linie wohl an Studierende und durchaus auch an interessierte Laien. Karin Becker unterscheidet die literarisch bedeutenden Dandys von den Personen der mondänen Gesellschaft, die sich im Wesentlichen nur im äußerlichen gesellschaftlichen Bereich bewegen und dafür immer wieder verspottet werden – die Verfasserin lässt in ihrem Band einige kritische Stimmen zu Wort kommen. Ihr geht es um “le dandysme littéraire”, die Entwicklung des Dandyseins der Schriftstellerpersönlichkeiten und der Figuren in ihren Werken, welchen wirkliche Menschen, und oft teilweise oder ausschließlich die Schriftsteller selbst, als Vorbild dienen. So führt Karin Becker von George Brummell, dem Prototyp des Dandys mit den vorbildlichen Zügen der kalten Fassade, der arroganten Kaltschnäuzigkeit und verletzenden Impertinenz, die zugleich gefallen und missfallen will, und dem später die vergleichbaren jeweils zeittypischen Geister Alfred d’Orsay und Robert de Montesquiou folgen werden, zunächst zu Byron, dem innovativen Dichter-Dandy. Dann kommt sie zu dem Erfinder des literarischen Dandyismus in Frankreich Chateaubriand und zu dem “französischen Byron” Alfred de Musset, gibt danach einen Einblick in die Romanwelt von Balzac, Stendhal und dem in seiner Zeit viel gelesenen Eugène Sue, behandelt die dekadenten Dandys in den Werken von Huysmans und Villiers de L’Isle-Adam und endet schließlich mit dem Geflecht aus Leben und Werk bei Oscar Wilde und dem bei Marcel Proust. Vielleicht lassen sich die breiteren Leserkreise von der Verfasserin nicht nur durch die vielen Erzählwerke, sondern auch durch die von Barbey d’Aurevilly und Baudelaire verfassten theoretischen Abhandlungen über den Dandy geleiten. Der Gang durch Baudelaires essayistischen Beitrag wird sehr reizvoll angereichert durch die Gegenüberstellung mit Baudelaires in früher Zeit verfassten Erzählung “La Fanfarlo” über das Scheitern eines jungen Möchtegerndandys, eines “dandy avorté”, welcher des kritischen Dichters spätere Gedanken zum Thema Dandy neuartig beleuchtet.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2012.02.55
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1866-5381
Ausgabe / Jahr: 2 / 2012
Veröffentlicht: 2012-12-14
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Dokument Karin Becker: Le dandysme littéraire en France au XIXe siècle