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Heinrich Heine, Säkularausgabe. Werke – Briefwechsel – Lebenszeugnisse. Hrsg. von der Stiftung Weimarer Klassik und dem Centre National de la Recherche Scientifique in Paris.

Das Parallelunternehmen der Düsseldorfer Heine-Ausgabe [DHA] wurde rechtzeitig zum Heine-Jahr 1997 abgeschlossen, von der Heine-Säkularausgabe [HSA] stehen noch einige Kommentarbände sowie die Bände mit Heines Lebenszeugnissen aus. Zugleich mit den Bänden 10/11 K I. 1 und I. 2, welche die Angaben zur Entstehung und Überlieferung der Pariser Korrespondentenberichte und der „Lutezia“ enthalten, sind nun die Bände 2 K II und III mit dem Kommentar zu Heines Versepen erschienen. Zusammen mit dem bereits 1994 publizierten Band 2 K I, der den Kommentar zu den Gedichten 1827–1844 bietet, liegt damit der Apparat zu dem 1979 erschienenen Textband 2, „Gedichte 1827–1844 und Versepen“, vollständig vor.

Die entsprechenden Bände der DHA, Bd. 2 mit den „Neuen Gedichten“ und Bd. 4 mit „Atta Troll“ und „Deutschland. Ein Wintermährchen“, sind 1983 bzw. 1985 erschienen; gegenüber der Düsseldorfer Parallel- und Konkurrenzausgabe haben die Bände 2 K I–III der HSA daher den Vorteil, auf mehr als ein Jahrzehnt Heine-Forschung nach Publikation der DHA-Bände zurückgreifen zu können. Angesichts der selbstverordneten strikten Abstinenz gegenüber jeglicher Interpretation dürften dabei die meisten Veröffentlichungen zu den betreffenden Heine-Texten (die „Heine-Bibliographie 1983–1995“ von Wilamowitz-Moellendorff und Mühlpfordt, Stuttgart 1998, zählt immerhin 37 Einträge zu den „Neuen Gedichten“, zwölf zum „Atta Troll“ und 35 zu „Deutschland. Ein Wintermährchen“) für die Bearbeiter der HSA nur von geringem Interesse gewesen sein; sichtbaren Niederschlag im Stellenkommentar haben diese Arbeiten nicht gefunden. Als bedeutender für eine historischkritische Ausgabe erweisen sich Zugewinne bei der Textgrundlage: 1991 konnte das Düsseldorfer Heine-Institut die zwischen 1911 und 1935 zusammengetragene und seit der Nazi-Zeit verschollen geglaubte Heine-Sammlung des Bibliophilen Albert Gottschalk erwerben. In der Sammlung fanden sich die Reinschriften mehrerer Heine-Gedichte aus dem zeitlichen Umfeld der „Neuen Gedichte“, die zumeist nur aus Auktionskatalogen oder Drucken bekannt waren. Während die DHA die Auswertung dieser Funde nur in ihrem Nachtrags- und Registerband liefern konnte, finden sich in HSA 2 K I die betreffenden Angaben an der richtigen Stelle im Apparat. Auch zu den beiden Versepen konnten in der Sammlung Gottschalk und an anderen Orten noch Funde gemacht werden, die im Nachtragsband der DHA und in den Kommentarbänden der HSA ausgewertet sind. Ein wenig gleicht das Neben- und Nacheinander der beiden großen Heine-Ausgaben jedoch einer Verfolgungsjagd, in der die Rollen von Fuchs und Hase immer wieder wechseln: War bei den Manuskripten der Sammlung Gottschalk HSA 2 K I (1994) schneller als DHA 16 (1997), so hatte letztere ihrerseits bei einem verloren geglaubten Manuskript mit vier Heine-Gedichten aus der Museumsbibliothek Mitau die Nase vorn. In HSA 2 K I, S. 66, wird die Handschrift noch als verschollen aufgeführt (H 36*) und aus zweiter Hand beschrieben, während DHA 16 unter den Nachträgen zu DHA 2 das
mittlerweile in Riga wiedergefundene Manuskript auswerten kann – was in HSA 2 K III unter den Nachträgen zu Bd. 2 K I wiederum aufgenommen wird. „Usw.“ ließe sich anfügen, wenn mit der DHA nicht inzwischen wenigstens eine der beiden Ausgaben endgültig abgeschlossen wäre.

Seiten 301 - 306

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2000.02.12
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-7806
Ausgabe / Jahr: 2 / 2000
Veröffentlicht: 2000-04-01
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Dokument Heinrich Heine, Säkularausgabe. Werke – Briefwechsel – Lebenszeugnisse. Hrsg. von der Stiftung Weimarer Klassik und dem Centre National de la Recherche Scientifique in Paris.