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Disteljäten. Zu Wolframs „Willehalm“ 98,18 f.

Der eigenwillige Sprach-, Denk- und Erzählstil Wolframs, der durch syntaktisch und lexikalisch ‚krummes Deutsch‘ („Willehalm“ 237,11), ausgefallene Bildlichkeit und vielfältig, im Kleinen wie im Großen unterbrochenen Erzählfluss gekennzeichnet ist, bereitet an zahlreichen Stellen seiner Werke Verständnisschwierigkeiten, die selbst gute Kenner ratlos lassen oder sogar zu krassen Fehldeutungen verleiten können. Dies gilt insbesondere für den „Willehalm“1, der lange hinter dem „Parzival“ zurückstand in der Aufmerksamkeit der Forschung, seit den 1960er Jahren aber Gegenstand intensiver editorischer, kommentierender und übersetzerischer Bemühungen um Text und Textverständnis geworden ist. Eine prominente Stelle, von der sich Herausgeber, Übersetzer und Interpreten immer wieder narren ließen, die Ente, die den Bodensee austrinkt („Willehalm“ 377,4-6), konnte vor einigen Jahren Dieter Kartschoke in dieser Zeitschrift überzeugend klären.2 Seine überraschende Lösung zeigte, dass es sich lohnt, den Wortlaut genau zu nehmen, syntaktische Konstruktionen auf ihre Vieldeutigkeit hin zu befragen (auch gegen Festlegungen durch Herausgeberinterpunktion) und die narrative Funktion der betreffenden Stelle zu bedenken; ferner aber auch, wie sich in Deutung und Fehldeutung solcher Stellen das Wolframverständnis insgesamt artikuliert. Eine etwas weniger spektakuläre Stelle, „Willehalm“ 98,18f., in der eine wichtige Figur in einem paradox erscheinenden Vergleich charakterisiert wird, scheint uns in diesem Sinne ebenfalls näherer Betrachtung wert.

Seiten 103 - 111

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-7806.2008.01.08
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-7806
Ausgabe / Jahr: 1 / 2008
Veröffentlicht: 2008-04-25
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Dokument Disteljäten. Zu Wolframs „Willehalm“ 98,18 f.