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Die Morisken im Werk des Cervantes und in Thomas Manns Kommentar Meerfahrt mit Don Quijote

Zwischen 1609 und 1613 wurden aufgrund eines königlichen Edikts Hunderttausende von getauften Mauren aus Spanien vertrieben. Cervantes hatte als einer der Wenigen den Mut, die Moriskenfrage aufzugreifen und ihre ethische Komplexität darzustellen. Die Behandlung eines derart heiklen Themas war ohne rhetorische Kunstgriffe nicht möglich. Im Zweiten Teil des Don Quijote lässt Cervantes den Morisken Ricote auftreten, der sich mit seinem ehemaligen Nachbarn Sancho über die Lage seines Volkes unterhält. Ricote scheint die Vertreibung zuerst zu rechtfertigen, differenziert dann aber zwischen Schuldigen und Unschuldigen und schildert das Leid der Vertriebenen, die nirgends willkommen waren. Seine Rede erweist sich als ambivalent, da sie die Ansichten des herrschenden Gesellschaftsdiskurses mit Gedanken der Mäßigung und der Menschlichkeit kombiniert. In Meerfahrt mit Don Quijote interpretiert der damals im Exil lebende Thomas Mann den Zweiten Teil des Romans. Er widmet der Rede des Morisken einen längeren Kommentar, der in eine Betrachtung über die Freiheit des Künstlers mündet. Thomas Mann liest diese Rede aus der Perspektive des Autors, ohne den Kontext zu berücksichtigen. Eine Strukturanalyse der ganzen Erzählsequenz zeigt jedoch, dass auch die übrigen Szenen des Kapitels II, 54 schlüssige Aussagen zu Spanien enthalten, das sich durch diese Vertreibung einer Minderheit der Moderne einmal mehr verschließt.

Entre 1609 y 1613, a consecuencia de un edicto real, centenas de millares de moriscos fueron expulsados de España. Cervantes fue uno de los pocos que osaron abordar el aspecto ético de la cuestión. Debido a la censura, era imposible tratar un tema tan delicado sin recurrir a una hábil estrategia retórica. En el capítulo II, 54 de su Quijote, Cervantes hace entrar en escena a un morisco, otrora vecino de Sancho, que en un primer momento justifica la expulsión de su pueblo, aunque a continuación distingue entre culpables e inocentes y describe el dolor de los desterrados a los que nadie recibía amablemente. El discurso de Ricote es una ambivalente mezcla de elementos del sistema de valores de la mayoría y de matices que denotan humanidad y moderación. En su diario de viaje Meerfahrt mit Don Quijote, Thomas Mann interpreta varios episodios de la segunda parte. Dedica asimismo un comentario a la disertación de Ricote que concluye con una reflexión sobre la libertad del escritor. No analiza, en cambio, el contexto del capítulo, cuyo significado incluye consideraciones sobre la condición histórica de España, que una vez más se cerraba a la modernidad.

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2016.01.06
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1866-5381
Ausgabe / Jahr: 1 / 2016
Veröffentlicht: 2016-05-24
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