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Der Einfluss von Ammoniak auf Stickstoff liebende Flechten in verkehrsbelasteten Gebieten

Nachdem in Industriegebieten und Städten in den Siebziger und Achtziger Jahren Blattflechten völlig verschwunden waren, breiteten sich in diesen Gebieten nach dem Nachlassen des Sauren Regens ab 1995 speziell nitrophile oder zumindestens eutrophierungstolerante Flechtenarten wie Phaeophyscia nigricans, Phaeophyscia orbicularis, Physcia adscendens, Physcia caesia, Physcia dubia, Physcia tenella, Physconia grisea, Xanthoria candelaria, Xanthoria parietina, Xanthoria polycarpa u. a. aus. Dabei stellte sich die Frage, aus welchen Quellen die Flechten ihren Stickstoff beziehen und warum die nitrophilen Flechten zunahmen, obgleich die Menge der Stickoxide abnahm, in Städten besonders nach Einführung des Katalysators. In Holland wurde dieses Phänomen der Zunahme von nitrophilen Flechten frühzeitig beobachtet und durch Staubimprägnierung der Borke, Hundekot und auch besonders Ammoniak (Herk 1999) erklärt. Bei Flechtenkartierungen in Städten zeigte sich besonders ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten dieser nitrophilen Arten und der Verkehrsbelastung. Bei einer Kartierung epiphytischer Flechten in München haben Vorbeck & Windisch (2002) den Flechten entsprechend ihrer unterschiedlichen Nitrophilie Nährstoffzahlen zugeordnet. Die höchsten Nährstoffzahlen pro Baum wurden in der Stadtmitte und entlang der Hauptstraßen ermittelt sowie bis 10 m von der Hauptstraße entfernt, um dann bis in 50 m Entfernung weiter abzusinken und in Nebenstraßen die geringsten Werte im bebauten Bereich zu erreichen. Die Autoren vermuteten als Grund dafür einen erhöhten Staubeintrag, aber auch die düngende Wirkung von NOX. Die geringsten Nährstoffzahlen absolut gesehen wurden in Parks erreicht. Bei der bereits 2000 in München durchgeführten Kartierung wurden bereits Physcia ascendens und P. tenella, Phaeophyscia orbicularis, Xanthoria parietina und Phaeophyscia nigricans als Indikatoren des Verkehrseinflusses ausgemacht, wohingegen die Liste der Arten, die bei Verkehrsbelastung zurückgehen, mit der Liste der Nicht-Eutrophierungszeiger der neuen VDI-Richtlinie (VDI 2004) übereinstimmt. Ein deutlicher Verkehrsbezug dieser Flechtenarten wurde auch bei einer Flechtenkartierung in Düsseldorf festgestellt. Dabei fiel insbesondere ein steiler Gradient bei dem Rückgang von nitrophilen Flechten von Hauptverkehrstraßen zu den Nebenstraßen auf (Stapper & Kricke 2004).

Seiten 164 - 167

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1868-7776.2006.04.06
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1868-7776
Ausgabe / Jahr: 4 / 2006
Veröffentlicht: 2006-11-30
Dokument Der Einfluss von Ammoniak auf Stickstoff liebende Flechten in verkehrsbelasteten Gebieten