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bey swartzer varw tút man weyss bekennen Zum poetologischen Konzept Hugos von Montfort

1. Brüche im Werk Hugos von Montfort – Dichterisches Unvermögen oder Umsetzung eines poetologischen Konzepts?
Das achtunddreißig Lieder, Briefe und Reden umfassende1 poetische Werk Hugos von Montfort hat seitens der Forschung oftmals eine tendenziell geringschätzende Beurteilung erfahren, obgleich sich das dichterische Schaffen des Grafen keineswegs allein in den Grenzen der literarischen Tradition bewegt. Hugo kreiert vielmehr eine eigene Form, indem er Elemente der Minnerede mit solchen geistlicher Reden kombiniert, und verleiht auf diese Weise jenen thematischen Widersprüchen eine Gestalt, die sein gesamtes Werk kennzeichnen: Liebeslyrischen Preisungen der Dame stehen zutiefst moralische, die Frauen als sündhaft ablehnende Äußerungen gegenüber, welche sich in die Bewertung der Welt insgesamt einordnen. Zwar finden sich durchaus vereinzelte das Diesseits bejahende Kommentare – so heißt es etwa, man solle fróleich [...] leben (18, 134) –, doch erweist sich letztlich vor allem die Betonung der Vergänglichkeit des irdischen Seins sowohl auf inhaltlicher, wie auch auf einer tiefer greifenden Ebene als prägend für die Dichtung: Die Thematisierung der Vanitas hat eine Infragestellung der Frauenpreisung und eine Problematisierung des Dichtens selbst zur Folge, die in wiederholten Absagen an die literarische Kunst gipfelt. Der Umstand, dass das lyrische Ich Hugo entgegen seinen Bekundungen jedoch nicht verstummt, stattdessen weiterhin der doch als sündhaft erkannten Damenwelt huldigt, markiert dabei einen Widerspruch, der sich als Ausdruck eines “merkwürdigen Zwiespalt[s]” durch das Werk zieht.

Seiten 41 - 54

DOI: https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2011.01.04
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1866-5381
Ausgabe / Jahr: 1 / 2011
Veröffentlicht: 2011-06-30
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