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Inhalt der Ausgabe 02/2021

Inhalt

Inhaltsverzeichnis/Impressum

Aufsätze

Der Briefessay als hybride Form: Herders Auszug aus einem Briefwechsel über Ossian und Berchets Lettera semiseria di Grisostomo al suo figliolo

Der Aufsatz ist der Poetik des Briefessays gewidmet, einer Form des essayistischen Schreibens, die sich um 1800 sowohl in Deutschland als auch in Italien durchsetzte. Es werden insbesondere der Auszug aus einem Briefwechsel über Ossian und die Lieder alter Völker Johann Gottfried Herders und die Lettera semiseria di Grisostomo al suo figliuolo Giovanni Berchets zusammen mit den darin enthaltenen italienischen Übersetzungen von Bürgers Balladen analysiert und miteinander verglichen, um dadurch zu zeigen, wie sich der Briefessay als eine hybride Form par excellence erweist, in der sich Lyrik, Essay, Prosa und Drama, Leben und Fiktion, Schrift und Rede vermischen.

Die Karl-May-Stiftung und ihr „Literarischer Beirat“ in der Frühzeit der Stiftungsgeschichte: 1920–1945/46

Diese Studie stellt die 1913 errichtete Karl-May-Stiftung in Radebeul bzw. Dresden vor, deren Entwicklung in der Frühzeit bis in die unmittelbaren Nachkriegsjahre verfolgt wird. Sie untersucht die Realisierung ihrer Zweckbestimmung, als „mildtätige“ Stiftung zwecks finanzieller Unterstützung von in Not geratenen Schriftstellern und Journalisten tätig zu werden. Vorgestellt wird das Wirken des 1920 eingerichteten „Literarischen Beirats“ zur gutachtlichen Begleitung der ministeriellen Stiftungsverwaltung in Dresden bei der Auswahl der Unterstützungsempfänger, der unter geänderten politischen Rahmenbedingungen für die Stiftungsarbeit 1947 aufgehoben wurde.

August Wilhelm Schlegels Wiener Vorlesungen im Spiegel seiner Korrespondenz

August Wilhelm Schlegels Wiener Vorlesungen ,Ueber dramatische Kunst und Litteratur‘ haben die Literaturgeschichte im Hinblick auf die Etablierung einer ‚klassischen‘ und ‚romantischen‘ Bewegung stark geprägt, nicht nur in Deutschland. Wie groß die Wirkung schon zu Schlegels Lebzeiten war, lässt sich schlaglichtartig an seiner umfangreichen Korrespondenz ablesen. Der vorliegende Beitrag zeichnet die Entstehungsumstände, die erste sowie die weitere Rezeption dieses Schlüsseltextes der europäischen Romantik anhand von ausgewählten Beispielen aus Schlegels Briefwechseln nach und bezieht damit erstmals auch Quellen mit ein, die jüngst im Rahmen der ,Digitalen Edition der Korrespondenz‘ August Wilhelm Schlegels veröffentlicht wurden.

Marlitt international, oder: Wie man gegen Ende des 19. Jahrhunderts literarischen Erfolg importierte

Der Aufsatz stellt den Roman ‚Die zweite Frau‘ (1874) der Erfolgsschriftstellerin E. Marlitt vor und charakterisiert drei Übersetzungen desselben – je eine aus Frankreich, England und den Vereinigten Staaten von Amerika aus der Feder von Emmeline Raymond, Annie Wood und Annis Lee Wister – vor dem Hintergrund von Johann Wolfgang von Goethes Konzept der ,Weltliteratur‘ und seiner Charakteristik verschiedener Übersetzungsweisen. Der Roman ist Marlitts Beitrag zu dem von Reichskanzler Otto von Bismarck mit der katholischen Kirche geführten ,Kulturkampf‘ und eignet sich auf Grund seiner expliziten Positionierung innerhalb der religionspolitischen Debatte besonders gut für eine Analyse aus einem komparatistischen Blickwinkel.

Identitätsbildung kennt kein Geschlecht – zwischen männlicher und weiblicher Polarität in Ingeborg Bachmanns Malina

Ingeborg Bachmanns Roman ,Malina‘ wird in feministischen Studien ausgiebig hinsichtlich der Unterdrückung weiblicher Identität diskutiert. Jedoch ist vor dem Hintergrund des Diversitätsverständnisses der Gegenwart eine dichotome Unterscheidung zwischen femininer und maskuliner Identität zu hinterfragen. Stattdessen wird in dieser Aufsatzstudie ein psychologischer Interpretationsansatz gewählt, der diesen Roman als Literarisierung des leidvollen, notwendigen Identitätsbildungsprozesses einer unsicheren, innerlich zerrissenen Persönlichkeit untersucht, der Identität nicht auf ein Geschlecht beschränkt, sondern wie selbstverständlich einen Geschlechterkonflikt zulässt.

Journal of a Plague Year: 6 Voices from the Humanities Worldwide. Part II

In this second compilation of short essays and reflections, introduced by Christa Jansohn, six established literary and cultural scholars share their stories and experiences of teaching in the midst of the pandemic of 2020–21. They discuss the challenges and opportunities posed by radically different modes of teaching and interacting with students and colleagues; they ask what has been lost and gained; and they offer broader perspectives on the nature of their society itself in the light of a “new normal.” You can find Part I of this two-part series in the first issue of the 2021 edition of Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen.

Revolutionary Words: Perfect Languages and the Republican Imaginary around the Mid-Seventeenth Century

Most recent scholarship on early modern ideal languages has focussed on experimental attempts by natural philosophers to build a “universal language” consisting of semantically and grammatically unambiguous symbols. Such attempts, cultural historians have argued, evince a desire for total techno-scientific mastery over the world. While this essay gives some attention to the idea that early modern practices of natural-scientific naming involved an act of quasi-authoritarian subjection, the bulk of the article undertakes to spell out some of the egalitarian implications of mid-seventeenth-century thinking about language.

Poetik der Ruine: Madame Gervaisais der Brüder Goncourt zwischen Naturalismus und Ästhetizismus

Compte tenu de la structure thématique, Madame Gervaisais (1869) des frères Goncourt est un roman qu’on peut classer dans le contexte réaliste-naturaliste du XIX e siècle: une parisienne souffrant d’une maladie pulmonaire part pour Rome pour se rétablir; elle s’y retrouve séduite par l’esthétique du catholicisme et finit par se consacrer entièrement à un mysticisme destructeur qui la mène à la mort. Tandis que le déploiement du cas pathologique au niveau du contenu s’insère parfaitement dans le paradigme naturaliste, la forme du roman est marquée par une esthétique fragmentaire qui met en jeu la poétologie symboliste, le poème en prose et l’allégorie moderne. Ce point de départ permet d’élaborer la thèse que la forme contrebalance le contenu, c’est-à-dire que les images poétiques et les instantanées freinent la narration linéaire. Aussi les auteurs arrivent-ils à ralentir le processus dégénératif de la maladie pulmonaire à travers le discours fragmentaire.

Praktiken der Freiheit

Die folgenden Überlegungen beziehen sich auf drei Romane von Rafael Chirbes: La caída de Madrid (2000), Los viejos amigos (2003) und Crematorio (2007). Die Analyse wird sich auf zwei Ebenen bewegen: einerseits auf der Ebene der immanenten Strukturen der Romane, andererseits auf der Ebene einflussreicher zeitgenössischer Diskurse. Das kognitive Schema Freiheit ermöglicht die Vermittlung zwischen den nicht-fiktionalen Diskursmaterialien und den literarisch-fiktionalen Texten. Die Analyse, die sich auf die Differenzierung unterschiedlicher Freiheitsformen und die Relativierung ihrer spezifischen Ausprägungen konzentriert, wird das Verhältnis der Romane zu ihren soziopolitischen Kontexten verdeutlichen: es bewegt sich zwischen Widerspruch (Diskurs des Franquismus), Kontiguität (Diskurs des desencanto) und Infragestellung (Diskurs des Neoliberalismus).

Besprechungen / Allgemeines

D. H. Lawrence: Nimm mein Wort in die Hand. Gedichte, zweisprachig englisch/deutsch. Ausgewählt und übertragen von Werner von Koppenfels. Munich: Lyrik Kabinett, 2018.

Though he is famous as a novelist, D. H. Lawrence the poet has yet to be discovered by many readers in the German-speaking world. This latest collection of his poetry is by no means the first volume to offer a broad range of his verse in German translation, but it is thematically the most wide-ranging. Intriguingly titled Nimm mein Wort in die Hand – an imperative to its readers both to pick up the book and to engage with the message of Lawrence’s words – it offers a fuller picture of his lyric oeuvre. It includes work ranging from the first poems composed as part of his verse collection Amores (1916), written as Lawrence’s career was ascending towards fame and controversy, to the closing “Phoenix”, which eloquently echoes the symbolism of regeneration depicted on his headstone, which was originally crafted in the French town of Vence where he died.

Besprechungen / Germanisch und Deutsch

Diachrone Interkulturalität. Hrsg. von Eva Wiegmann. Heidelberg: Universitäts verlag Winter 2018. (Beiträge zur neueren Literaturgeschichte 389).

Ist Interkulturalität „nur ein Globalisierungsphänomen?“ Treten „kulturelle Wechselbeziehungen und Grenzüberschreitungsprozesse“ ausschließlich in der Gegenwart auf? Vor dem Hintergrund historischer und auch aktueller Entwicklungen können diese Fragen klar verneint werden, doch innerhalb der Interkulturellen Literaturwissenschaft besitzen sie ein hohes Diskussionspotenzial, da sie die Konstituierung dieser Disziplin maßgeblich verändern könnten. Nochmaligen Vorschub erhält die schon mehrfach angestoßene Debatte durch Eva Wiegmanns 2018 erschienenen Sammelband ,Diachrone Interkulturalität‘, der das grobe Versäumnis der Interkulturellen Literaturwissenschaft, das Potenzial einer historisch ausgerichteten Interkulturalitätsforschung auszuloten, in aller Deutlichkeit vorführt.

Christian Morgenstern: Werke und Briefe. Kommentierte Ausgabe. Hrsg. von Reinhardt Habel Katharina Breitner, Maurice Cureau, Helmut Gumtau, Agnes Harder, Martin Kießig, Ernst Kretschmer. Bd. IX: Briefwechsel 1909–1914. Hrsg. von Agnes Harder. Stuttgart: Urachhaus 2018.

Die Edition des Briefwechsels aus den Jahren 1909 bis 1914 schließt als Band IX. die Stuttgarter Ausgabe der ,Werke und Briefe‘ Christian Morgensterns ab. Die Edition wurde unter der Leitung von Reinhardt Habel herausgegeben von Maurice Cureau, Helmut Gumtau, Martin Kießig, Ernst Kretschmer und Marie-Luise Zeuch; ab Band VII trat Katharina Breitner für Marie-Luise Zeuch ein, in Band IX kam schließlich Agnes Harder hinzu. Wie bei vielen großen Editionsvorhaben, deren Bearbeitung Jahrzehnte dauern kann, erleben die Begründer und nicht selten auch die Bearbeiter der einzelnen Abteilungen oder Bände (hier ,Herausgeber‘) das Setzen des Schlusssteins nicht mehr mit.

Stefan Descher und Thomas Petraschka: Argumentieren in der Literaturwissenschaft. Eine Einführung. Stuttgart: Philipp Reclam jun. 2019. (RUB 17693).

Der Buchrücken von Stefan Deschers und Thomas Petraschkas Buch verspricht „erstmals“ eine Einführung in das literaturwissenschaftliche Argumentieren. Die Autoren wollen mit ihrer Einführung Neulingen auf dem Gebiet der literaturwissenschaftlichen Textinterpretation ein Lehrbuch an die Hand geben, das vermittelt, wie Interpretationen strukturiert und gut begründet werden, was gutes Argumentieren ausmacht, welche systematischen Grundlagen beim Argumentieren notwendig sind und wie sich gute Argumente von schlechten unterscheiden. All das versprechen sie anhand von zahlreichen Beispielen, in klarer, verständlicher Sprache und in möglichst komprimierter Form.

Stefan Keppler-Tasaki: Wie Goethe Japaner wurde. Internationale Kulturdiplomatie und nationaler Identitätsdiskurs 1889–1989. München: Judicium 2020.

In einer essayistisch geschriebenen episodischen Darstellung entwirft Stefan Keppler-Tasaki eine perspektivenreiche Geschichte des Goethe-Bildes in Japan zwischen 1889 und 1989 unter dem Motto: Goethe als „japanische Identitätsressource“. Es handelt sich um charakteristische Schlaglichter, die die singuläre Karriere Goethes in Japan exemplarisch veranschaulichen.
Das Ziel ist keine wissenschaftshistorisch-systematische Abhandlung; vielmehr geht es um eine prononcierte Charakterisierung unter thematischen Gesichtspunkten, bei denen einerseits die (politisch akzentuierte) Kulturdiplomatie und andererseits ein durch gehender „Identitätsdiskurs“ und die Funktion des Ästhetischen die Hauptrolle spielen.

Besprechungen / Englisch und Amerikanisch

David Cressy: Gypsies: An English History. Oxford: Oxford University Press, 2018.

“English Gypsies all live free, / And love, and live most jovially”. Dieses Bild, wie es die Ballade the Brave English Jipsie im 17. Jahrhundert entwirft, die zudem noch Holzschnitte von tanzenden Gypsies enthält, könnte nicht ferner der Realität einer der am Meisten verfolgten und marginalisierten Minderheiten sein. Zwischen Mythisierung und Marginalisierung changierend, wurden doch gerade sie immer wieder Opfer von Verfolgungs- und Ausgrenzungsmaßnahmen. David Cressys Verdienst ist es, rund 500 Jahre dieser Verfolgung in England – mit komparatistischen Passagen, die auch die Situation der Roma in anderen Ländern wie Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien miteinbezieht – erstmals unter einer kultur- und soziohistorischen Perspektive nachzuzeichnen.

Adapting Frankenstein. The Monster’s Eternal Lives in Popular Culture. Ed. Dennis R . Cutchins and Dennis R . Perry. Manchester: Manchester University Press, 2018.

The bicentenary of Mary Shelley’s Frankenstein; or, The Modern Prometheus in 2018 was commemorated by conferences and performances throughout the world. These activities indicate that the interest in the themes addressed by Shelley and in her iconic characters certainly has not abated in the twenty-first century. In fact, the opposite seems to be true: the prototypical ‘mad scientist’ Frankenstein and his creature continue to be revisited, reimagined, and updated in the light of new social and scientific developments across different genres and media. The volume edited by Dennis R. Cutchins and Dennis R. Perry is a contribution to Frankenstein studies that covers an impressively wide range of adaptations of Shelley’s classic and that can only be warmly recommended to anyone interested in Frankenstein, or in adaptation studies in general for that matter.

Thomas Hardy: Under the Greenwood Tree. Ed. Simon Gatrell (The Cambridge Edition of the Novels and Stories of Thomas Hardy). Cambridge: Cambridge University Press, 2019. Pp. cxlvi + 406.

In the first collected edition of Thomas Hardy’s novels, Under the Greenwood Tree was published last. It appeared as the sixteenth and last volume of the landmark ‘Wessex Novels’ edition, released from 1895 to 1896. The Cambridge Edition of the Novels and Stories of Thomas Hardy (published from 2019) restores pride of place to “the first of his great series of Wessex novels” (jacket). Under the Greenwood Tree has appeared as a first instalment of this new edition, together with Hardy’s debut novel Desperate Remedies and The Woodlanders, and to be followed by The Return of the Native (scheduled for release in 2021) in what will be a set of eighteen volumes in total.

Stefan Alexander Eick: Den Thatcherismus lehren. Die Vermittlung britischer Kultur im gymnasialen Unterricht (Anglo-amerikanische Studien / Anglo-American Studies, 63). Berlin: Peter Lang, 2020.

Zweifellos hat Stefan Alexander Eick die bei der Betrachtung des Titels der hier anzuzeigenden Publikation nahezu zwangsläufig keimende Frage, ob eine Studie zum Thatcherismus bzw. dessen Vermittlung im gymnasialen Unterricht fast drei Jahrzehnte nach Margaret Thatchers Ausscheiden als Premierministerin Großbritanniens noch relevant sei, bereits vor der Drucklegung antizipiert. Denn in seinem Vorwort bemüht er zwar einerseits die auf Heraklits kosmologischer Theorie beruhende Lehre vom Fluss aller Dinge und der daraus resultierenden Unmöglichkeit, „zweimal in denselben Fluss zu steigen“, andererseits aber betont er – völlig zu Recht –, dass während der mehr als zehnjährigen Amtszeit der wegen ihrer unerbittlichen Härte gegenüber politischen Gegnern „Eisernen Lady“ genannten Regierungschefin Weichen gestellt wurden, die ungeachtet des vielfachen Wechsels der politischen Eliten in London dafür sorgen, dass die britische (politische) Kultur sich auch noch auf absehbare Zukunft „in den von Thatcher errichteten Bahnen von Neoliberalismus und nationaler Selbstbetrachtung bewegen“ wird.

Besprechungen / Romanisch

L’Affaire Giannone face à l’Europe. Vie de Pietro Giannone, Profession de foi et Abjuration. Un choix de textes traduits, annotés et commentés par Gisela Schlüter et Giuseppe Ricuperati. Paris: Honoré Champion 2019.

La presente pubblicazione fornisce un importante contributo alla ricostruzione della vita di Pietro Giannone (1676–1748), giurista e storico, filosofo ed erudito illuminista. Nell’introduzione, scritta da Ricuperati e Schlüter, si schizza la sua parabola esistenziale: si presentano alcune tappe del suo percorso di formazione, mettendo in risalto la sua capacità di analisi dei fatti, la sua visione politica da rintracciare alla base della redazione dell’Istoria civile del Regno di Napoli (1723), nonché le sue vicende biografiche che, dopo l’accusa di eresia lanciatagli dai Gesuiti, lo portano a lasciare Napoli per rifugiarsi a Vienna alla corte di Carlo VI dal 1723 al 1734.

Florian Mehltretter: Orpheus und Medusa. Poetik der italienischen Oper 1600–1900. Baden-Baden: Rombach Wissenschaft 2020 (Rombach Wissenschaften: Reihe Litterae, 247).

1994 veröffentlichte Florian Mehltretter seine wichtige Dissertation zum venezianischen Opernlibretto des 17. Jahrhunderts, jetzt legt er eine «Poetik der italienischen Oper 1600–1900» vor – «vom Text her gesehen», wie das Vorwort betont, allerdings kommen auch Musik und «Gesangskunst» zur Sprache. Der Ansatz ist «historisch, aber zugleich von einem systematischen Interesse an theoretischen Fragen geleitet». In den ersten beiden Jahrhunderten der Operngeschichte dominiert der Text, seit Mozart die Musik; deshalb wird dem 17. und 18. Jahrhundert fast dreimal soviel Raum gegeben wie dem 19.

Helmut Meter: Erzählen und implizite Anthropologie. Exemplarische und vergleichende Beiträge zu Novellen der Renaissance. Heidelberg: Winter 2019 (Studia Romanica, 214).

Helmut Meters Band Erzählen und implizite Anthropologie versammelt vierzehn Beiträge, die mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten Novellen der Renaissance daraufhin befragen, was den Menschen und sein Verhalten ausmacht. Dabei wird der zugrunde gelegte Epochenbegriff mit Peter Burke weit gefasst und will als ein heuristischer verstanden werden, greifen die Texte, die hier in den Blick genommen werden, doch genauso auf etablierte Gewissheiten oder Erzählmuster zurück, wie sie neue Perspektiven erproben.

Christine Michler / Daniel Reimann: Fachdidaktik Italienisch. Eine Einführung. Tübingen: Narr 2019.

Il presente volume contiene un’introduzione alla Didattica dell’italiano e, colmando una lacuna nell’ambito degli studi sul tema, costituisce un testo di riferimento in primis nel percorso di formazione di futuri docenti di italiano. Organizzato in cinque blocchi tematici, comprendenti ciascuno varie unità, il libro fa parte della collana bachelor-wissen e, in una sintesi tra teoria e pratica, offre un’ampia visione d’insieme dell’argomento, mettendo in rilievo aspetti specifici legati alla lingua italiana. Volendo fornire una panoramica dei contenuti esposti, si menzionano qui di seguito in maniera esemplificativa alcuni punti salienti dei temi trattati.

Wolfgang Reumuth / Otto Winkelmann: Praktische Grammatik der französischen Sprache. 3. neubearb. Auflage. Wilhelmsfeld: Egert 2020.

Mit dem vorliegenden Werk erscheint in ihrer dritten und neubearbeiteten Auflage eine Grammatik des Französischen, die – wie die Autoren es selbst in ihrem Vorwort festhalten – «seit 25 Jahren vor allem im universitären Französisch-Unterricht ihren festen Platz hat». Wie ebenfalls bereits dem Vorwort zu entnehmen ist, wurde die Grammatik nun formal in Layout und Farbe an die Parallelwerke der anderen Sprachen des Verlags (Spanisch, Portugiesisch, Italienisch) angepasst. Im Vergleich zur vorherigen Auflage wurde somit die Schriftart geändert, die Kästen mit Regel- und Beispielsätzen sind nun abwechselnd farbig in grau und blau hinterlegt.

Carmen Rivero: Humanismus, Utopie und Tragödie. Berlin: De Gruyter 2020 (Mimesis, 73).

Um es gleich vorwegzunehmen: Der Autorin ist mit dieser Arbeit ein ideengeschichtliches Meisterstück gelungen. Dabei untermauert Carmen Rivero die Relevanz der Literaturwissenschaft für das 21. Jahrhundert, indem sie ein Schlüsselthema unserer Zeit sowohl in seiner historischen Dimension als auch in seiner aktuellen Lebendigkeit vor Augen führt. Der Humanismus, totgesagt von Skeptikern wie Foucault oder Sloterdijk, lebt, das ist nach der Lektüre klar.

Andrea Schellino: La pensée de la décadence de Baudelaire à Nietzsche. Paris: Classiques Garnier 2020 (Baudelaire, 6).

Andrea Schellino untersucht in seiner umfangreichen und umfassenden Studie dekadentes Denken und Schreiben. Den Begriff der Dekadenz behandelt er anhand des ‹ersten› modernen Lyrikers der französischen Literatur, Baudelaire, und am Beispiel von Nietzsche, dem großen moralistischen Philosophen im Nachgang des Deutschen Idealismus. Der Fokus liegt auf Prosatexten, persönlichen Aufzeichnungen und unveröffentlichten sowie späten Schriften. Die Arbeit ist klar in zwei Teile aufgegliedert, die – wenn man das letzte Kapitel «Nietzsche, Baudelaire et la décadence» als conclusio liest – sich in der Länge entsprechen.

Raffaele Urraro: Il romanzo familiare di Pierfrancesco Leopardi. Firenze: Olschki 2020.

Die Untersuchung bietet ein eindrucksvolles und anschauliches Bild des Denkens und Handelns der Mitglieder eines berühmten Adelsgeschlechts im 19. Jahrhundert, der Familie Leopardi, deren Anfänge bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen. Monaldo ist jetzt das Familienoberhaupt; er ist einerseits kulturell interessiert, kümmert sich um die Bibliothek des Palastes, der – gelegen im östlichen Teil von Recanati, in Monte Morello – der prächtigste der ganzen Stadt ist, und verfasst die Annali di Recanati (bis zum Jahre 1799), in denen die Sitten und Gebräuche der Bevölkerung von Recanati dargestellt werden; andererseits ist er strenggläubig und erzkonservativ, ja geradezu reaktionär orientiert, glaubt er doch noch an das geozentrische Weltbild, trotz der Erkenntnisse u. a. von Galilei und Copernicus.

Karin Westerwelle: Baudelaire und Paris. Flüchtige Gegenwart und Phantasmagorie. Paderborn: Fink 2020.

Die kürzlich erschienene Neuübersetzung von Baudelaires Hauptwerken Les fleurs du mal und Le spleen de Paris belegt die anhaltende Strahlkraft seiner Vers- und Prosagedichte, die zusammen mit dem programmatischen Essay Le peintre de la vie moderne den Anfang der ästhetischen Moderne markieren. Daher kann eine Monographie über sein literarisches und kunstkritisches Œuvre nach wie vor auch mit Leserinnen und Lesern jenseits philologischer Spezialistenzirkel rechnen.

Daniel Reimann: Methoden der Fremdsprachenforschung. Tübingen: Narr 2020.

Die vorliegende Publikation zielt darauf ab, eine erste Orientierung in der wissenschaftlichen Fremdsprachenforschung zu geben und angehenden Fremdsprachenlehrkräften ausgewählte forschungstheoretische und -methodische Grundlagen anzubieten, um nicht nur eigene Forschungen durchführen, sondern auch zu einer «Forschungsrezeptionskompetenz» gelangen zu können.

Kurzbesprechungen / Englisch und Amerikanisch

Karen Dolby: Queen Elizabeth II: Lebensweisheiten. Wie man in absolut jeder Lebenslage Stil und Etikette bewahrt. Übersetzung aus dem Englischen von Birgit van der Avoort. Stuttgart: Lifestyle: BusseSeewald, 2020.

Die englische Originalausgabe dieses hier anzuzeigenden Vademecums heißt Queen Elizabeth II’s Guide to Life und erschien im Oktober 2019 bei Michael O’Mara Books. Vom selben Londoner Verlagshaus werden derzeit zahlreiche weitere Textsammlungen der britischen Autorin, Karen Dolby, angeboten, die für den offensichtlichen Erfolg dieser preiswerten, aber dennoch hübsch und solide ausgestatteten Gechenkbücher sprechen. Von Dolbys nahezu fünfzig Büchern sind hier nur die folgenden zu nennen: History’s Naughty Bits (Sept. 2013), The Wicked Wit of Queen Elizabeth II (Mai 2015), My Dearest, Dearest Albert. Queen Victoria’s Life through her Letters and Journals (Sept. 2018), The Wicked Wit of Prince Philip (Nov. 2017), The Wicked Wit of Princess Margaret (Mai 2018) oder The Wicked Wit of the Royal Family (Nov. 2019).

Elisabeth Bronfen: Angesteckt: Zeitgemäßes über Pandemie und Kultur. Basel: Echtzeit Verlag, 2020.

Offensichtlich war es die Idee der Verlegerin, Sabrina Hofer vom Echtzeit Verlag, dass Elisabeth Bronfen, Professorin für Anglistik an der Universität Zürich, diesen sehr persönlichen Essay über den Ausbruch der Covid-19 Pandemie verfasste, und zwar wollte sie versuchen, diese weltweite Epidemie „durch die Brille sinnstiftender Geschichten zu verstehen. […] Was passiert, wenn Fiktion zu einer realen Katastrophe wird?“
DOI: https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2021.02
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1866-5381
Ausgabe / Jahr: 2 / 2021
Veröffentlicht: 2021-11-24
 

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