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Inhalt der Ausgabe 01/2015

Inhalt

Inhaltsverzeichnis/Impressum

Aufsätze

Îsôt nâch Îsôte. Lyrisches im Tristan Gottfrieds von Straßburg

Trotz aller Kontroversen um Gottfrieds Status als Verfasser von Minneliedern und Spruchdichtung ist unbestritten, dass seine Bearbeitung der Tristansage vielfältige Berührungspunkte zu den Themen, Motiven und Formen der zeitgenössischen Lyrik aufweist. Der vorliegende Beitrag wird mit Tristans Isoldepreis ein exemplarisches Phänomen lyrisch-epischer Übertragung betrachten und die gattungstheoretischen und methodischen Implikationen eines Erzähltexts erörtern, der auch ohne gezielte formale Hybridisierung eine lyrische Qualität zu entwickeln vermag.

Die Wölfin. Neue Überlegungen zum (Wer-)Wölfischen und Weiblichen in Arno Schmidts Kurzroman Aus dem Leben eines Fauns.

Der Aufsatz beleuchtet die zentralen (wer-)wölfischen Aspekte der Figur Käthe Evers aus Arno Schmidts Kurzroman ‘Aus dem Leben eines Fauns’ mit besonderem Augenmerk auf ihre Beziehung zum Protagonisten Düring und seinem Begehren. Eine Einordnung in den Kosmos der Frauenfiguren Arno Schmidts und eine ausführliche Darstellung der Problematik des Inneren Exils im Roman spannen den Bogen zu intertextuellen Referenzen zu Friedrich de la Motte Fouqués ‘Zauberring’. Im Kontext dieser Schwerpunkte untersucht die Arbeit (Wer-)Wolfsbezüge in motivischer und metaphorischer Hinsicht, die um sprachliche und mythologische Bezüge ergänzt werden. Abschließend werden die Ergebnisse der Analyse auf das Vokabular Gilles Deleuze und Felix Guattaris angewandt, das die (wer-)wölfischen Aspekte mit Deleuze / Guattaris Theorie des Tier-Werdens als Fluchtlinie verbindet.

“Louder, the music there!”: Meaning, rhythm and effect in Shakespeare’s language

The article argues that Shakespeare’s language operates as much through rhythmic effects and resonances as through lexical meaning. Beginning with an example from the ritualistic language of Puck, it continues by referring to structural patterns in Elizabethan rhetoric, and then moves to discuss a parallel with formal structures in music. The advice provided by Thomas Morley’s Plaine and Easie Introduction is fundamental, stressing the relation of patterns of movement to specific moods. Claims of the universality of rhythmic games are next assessed, before the discussion moves to the sub-lexical significance of language as therapy for people suffering from neurological disturbances, as explored in Oliver Sacks’ Musicophilia.

The German Shakespeare Society from the turn of the century until 1914

Whereas in other respects the 2014 Jubilee Celebration of Shakespeare’s 450th birthday exceeded all expectations, the German Shakespeare Society, founded in Weimar in 1864, has limited itself to a cursory study of its own history, with the result that such accounts as we have of those Jubilees which took place early on in its development are outdated and never go beyond the merely panegyric. The following essay attempts to fill one of the many gaps in our knowledge of the Society’s activities: that between the turn of the twentieth century and the start of the First World War, by drawing on hitherto unpublished, or only partly published, documents relating to this period.

Luigi Grotos tragisches Diptychon aus Mitleid und Schrecken: La Adriana und La Dalida

Luigi Grotos Tragödien Adriana und Dalida sind als Diptychon eines manieristischen Experimentalismus zu lesen. Groto desintegriert die aristotelischen, eigentlich eng zusammen gehörigen tragischen Wirkaffekte von ‹Mitleid› (éleos, compassione) und ‹Furcht› (phóbos, orrore) und verteilt sie auf zwei Stücke: So steht die Adriana unter dem Vorzeichen einer petrarkistischen ‹compassione›. Die Dalida dagegen ist ein Stück in der Tradition der senecanisch inspirierten Horrortragödien. Die experimentelle Dimension der Texte wird dadurch unterstrichen, dass in beiden Stücken gegen jegliche aristotelische Forderung nach Wahrscheinlichkeit (verosimiglianza) der Autor Luigi Groto und seine kunsthaften Verfahren explizit thematisiert werden.

Esclavitud, huida y resistencia en la poesía negrista cubana del siglo XX

La esclavitud y la huida o rebelión como formas de resistencia a la opresión colonialimperial son temas constantes en la poesía negrista cubana que se plasman tanto explícita como implícitamente en sus letras. Este artículo pretende explorar, en primer lugar, las condiciones históricas y el contexto literario en los que este género poético vanguardista se desarrolló y que influyeron decisivamente en sus particularidades tanto estético-formales como temáticas e ideológicas. En segundo lugar, quisiéramos analizar más detalladamente, basándonos en algunos textos líricos escogidos, cómo los autores y autoras abordan el tema de la esclavitud y de la rebelión de los (afro-)cubanos (esclavizados): ¿Qué enfoques temáticos eligen de preferencia? ¿A qué estereotipos y «lugares de memoria» recurren?

Acto de derroche: Bolaños 2666 und die Globalisierung des Kriminalromans

Mit 2666 schreibt Bolaño sich in ein Weltnetzwerk der Kriminalliteratur ein und transzendiert dieses zugleich, indem er das Motiv der Ermittlung in einer Endlosschleife von Deutungsverheißung und Desillusion ad absurdum führt. Dabei rekurriert er, wie in Anlehnung an Derrida gezeigt wird, auf eine Ästhetik der Verschwendung: Die Ökonomie des Tausches und der Gabe entgrenzt sich zu einem Akt der Verschwendung, der das literarische Schreiben zwar jenseits von wirtschaftlichen Interessen und Ökonomien des Schreibens (Gattungserwartungen, Kanon etc.) situiert, diese jedoch zugleich mit impliziert.

Kleinere Beiträge

Zu einem Wortspiel im mittelfranzösischen Livre du Chevalier de la Tour Landry

In dem Beitrag wird ein mittelfranzösisches Wortspiel aus dem Livre du Chevalier de la Tour Landry sprachhistorisch untersucht und im Anschluss der Frage nachgegangen, wie die zeitgenössischen Übersetzer des Textes damit umgehen.

Besprechungen / Allgemeines

Paul Michael Lützeler: Transatlantische Germanistik. Kontakt, Transfer, Dialogik.

Vorzustellen ist hier ein Band, der Aufsätze des Literaturwissenschaftlers Paul Michael Lützeler enthält. Lützeler lehrte in St. Louis Germanistik und ist Fachmann für Leben und Werk von Hermann Broch. Die hier versammelten Texte waren sämtlich bereits anderswo publiziert worden. Anlass für ihre erneute Publikation war Lützelers 70. Geburtstag, der auch in der Tagespresse erwähnt wurde; Volker Weidermann feierte ihn in der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” als “Weltgermanisten”. Im Vorwort erläutert er den ungeschickten Neologismus “Dialogik”, der im Untertitel des Bandes auftaucht.

Benedikt Steierer: Odysseus’ Heimkehr. Medien und Mythos im Film (Film – Medium – Diskurs, 47).

Unzählige Male ist der Odysseus-Mythos bearbeitet worden, viele brachten ihn auf die Leinwand, andere nutzten ihn als Inspirationsquelle für Theaterstücke oder narra tive Texte und Michail Bachtin verdeutlichte an ihm den Chronotopos. Benedikt Steierer widmet sich in seiner medienwissenschaftlichen Untersuchung fünf ausgewählten filmischen Adaptationen des Mythos, da, so seine These, mit der Ankunft des Mythos im Medium Film die Mediengeschichte des herumirrenden Odysseus ihren Abschluss gefunden habe und der Mythos gleichsam zu seinen medialen Wurzeln zurückgekehrt sei. (S. 9)

Manfred Neuhaus: Dem Guten muss das Gute doch gelingen. Bibliografie zu Leben und Werk Ernst Ortlepps. Ed. Anne Usadel und Roland Rittig (Museum Schloss Moritzburg Zeitz: Schriftenreihe der Ernst-Ortlepp-Gesellschaft e. V.).

Im Jahr 2014 gedachte man besonders vieler politischer Großereignisse sowie runder Geburts- bzw. Sterbetage berühmter Persönlichkeiten, so dass der 150. Todestag des nahezu vergessenen Schriftstellers, Dichters und Übersetzers, Ernst Ortlepp (1800–1864) wohl ausschließlich unter den sogenannten “Ortlepiannern” der 2001 in Zeitz gegründeten Gesellschaft gewürdigt wurde, und zwar gleichermaßen mit einem um fangreichen Kolloquium am 14. Juni 2014 wie mit vorliegender Bibliographie, die der Herausgeber zu Recht “als Anfang” einer hoffentlich weiteren Beschäftigung mit ihm charakterisiert (S. 8).

Christoph Martin Wielands Shakespeare-Übersetzung und ihre Wirkung in Literatur, bildender Kunst, Musik und Theater. Beiträge des Kolloquiums vom 21. bis 23. Oktober 2011 auf Schloß Warthausen.

1741 noch ein Streitfall für literarische Präzeptoren, wurde Shakespeare eine Generation später Gegenstand einer wahren ‘Manie’. Doch auf welche Art und Weise die Vorstellung von seiner Welthaltigkeit, Fülle und vielverkündeten “Natur” nicht nur einem Lesepublikum, sondern auch im Theater praktisch vermittelt werden konnte, blieb bis weit ins 19. Jahrhundert hinein ein Stein des Anstoßes. Den ‘ganzen’ Shakespeare auf die damaligen Bühnen zu bringen war angesichts des herrschenden zeitgenössischen Geschmacks, der Bühnenpraxis und der theatralischen Konventionen ausgeschlossen

William Shakespeare: Dramen. Nach der Schlegel-Tieck-Ausgabe letzter Hand. Ed. Dietrich Klose. Nachwort von Peter von Matt (Reclam Bibliothek).

Es ist sehr erfreulich, dass zu seinem 450. Geburtstag nun auch Shakespeare in die “Reclam Bibliothek” aufgenommen wurde, in der der Reclam-Verlag schon seit einigen Jahren ausgewählte Texte der Weltliteratur in einer außergewöhnlich schönen Ausstattung veröffentlicht. Es ist jedoch bedauerlich, dass der erschienene Band nur zehn der 38 Dramen Shakespeares versammelt. Das Kriterium für diese Auswahl ist fragwürdig: Es sind die zehn meistverkauften Stücke aus dem Programm des Verlags – immerhin werden sie in chronologischer Reihenfolge abgedruckt und nicht nach ihren Verkaufs zahlen.

William Shakespeare: Ein Sommernachtstraum. Aus dem Englischen übersetzt von Maik Hamburger. Nachwort von Ulrike Draesner (Reclam Taschenbuch, 20289).

Each new generation of German writers has re-embarked on the translation of Shakespeare’s plays. In the 20 th century these translations were produced by the dozen – sometimes within a single decade. Today it is quite normal for a new production of a Shakespeare play to come complete with a translation of its own: directors and their dramatic advisers strive to outdo one another with “new” translations that are very often no more than rehashes of earlier translations in the light of what is thought to be a more modern idiom or register. Not so Maik Hamburger’s translation of A Midsummer Night’s Dream.

William Shakespeare: Coriolan – The Tragedy of Coriolanus. Zweisprachig. Neu übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Frank Günther. Mit einem Essay und Literaturhinweisen von Manfred Pfister (William Shakespeare: Gesamtausgabe, 31).

Schon bei der Lektüre der ersten Seiten seiner feinsinnigen Neuübersetzung des Coriolanus wird deutlich: es war längst an der Zeit, und ist in der Zeit, dass sich Frank Günther dieser “ungeliebte[n] Tragödie” (vgl. S. 310) des Barden angenommen hat, die nun als Band 31 seiner grandiosen zweisprachigen Shakespeare-Gesamtausgabe bei ars vivendi vorliegt. So unmittelbare und zugleich vielschichtige Resonanzen erzeugt die nuancierte Sprache dieser Übertragung; so aktuell und zeitbezogen, gleichwohl aber auch in zeitlos gültig anmutender Gewandung kommt sie daher; so genau hat der gewiefte Übersetzer hier den angemessenen Ton getroffen, die rechten Saiten angeschlagen, dass den Lesern und Leserinnen – und, wie von Herzen zu wünschen wäre, in der Folge auch vielen Zuschauerinnen und Zuschauern im Theater – so eindringlich wie zwanglos vermittelt wird.

Shakespeare for Fun. Ed. Andrew Williams (Fremdsprachentexte: Englisch).

Die beiden hier anzuzeigenden, Vergnügen verheißenden Bändchen aus dem Reclam- Verlag sind trotz ihres ähnlichen Titels sehr unterschiedlich geartet. Bei Shakespeare for Fun handelt es sich um eine Sammlung von Parodien und Travestien von Szenen aus Shakespeares Dramen sowie um satirische Texte zu Shakespeares Leben, zur Shakespeare-Rezeption und zur Shakespeare-Forschung. Shakespeare zum Vergnügen ist eine sehr konventionelle Anthologie bekannter purple passages aus Shakespeares Werk, in der Schlegel-Tieck-Übersetzung.

A Party for Will! Eine Reise in das Shakespeare-Universum. A Journey through Shakespeare’s Universe. Deutsch und Englisch.

Es kommt selten vor, dass eine frühneuzeitliche Laudatio eher zu kurz und zu niedrig greift. Die rhetorischen Bauteile des Dichter- und Herrscherlobs lagen schließlich griffbereit. “While I confesse thy writings to be such, / As neither Man, nor Muse, can praise too much […]” – über einen verstorbenen Dichter in einer posthumen Ausgabe seiner Werke so etwas zu sagen, ging leicht genug von der Hand. Aber dass diese Widmungsverse zum Gedächtnis Shakespeares aus der First Folio-Edition (1623) knapp vierhundert Jahre später fast untertrieben wirken könnten, das hätte wohl auch ihr Autor Ben Jonson nicht gedacht.

Dichter dulden keine Diktatoren neben sich. Reiner Kunze: ein Lesebuch. Die wunderbaren Jahre – Von Deutschland nach Deutschland. Ed. Matthias Buth und Günter Kunert.

Dieser Band ist ein Geburtstagsgeschenk. Sein Empfänger ist der Lyriker Reiner Kunze, der 2013 seinen 80. Geburtstag beging. Kunze ist einer der Dichter der deutschen Teilung. Geboren wurde er 1933 in Oelsnitz im Erzgebirge. Als junger Mann und strammer Kommunist machte er eine Universitäts-Karriere, die ihn auf eine Assistentenstelle im “Roten Kloster”, der Kaderschmiede des DDR-Journalismus an der Leipziger Universität, brachte. Er geriet jedoch immer mehr in Konflikte mit der Partei, was dazu führte, dass er 1959 seine Stellung kündigte und “in die Produktion” ging.

Wolfgang Schmale: Das 18. Jahrhundert.

Der Historiker Wolfgang Schmale hat nach einer Geschichte Europas (2001) und einer Geschichte der Männlichkeit (2003) nun eine Geschichte des 18. Jahrhunderts vorgelegt, die, wie die Einleitung deutlich macht, eng mit seinen bisherigen Forschungsschwerpunkten und seiner elfjährigen Tätigkeit als Obmann der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts verwoben ist. Diese Mischung aus lokaler Verankerung und Internationalismus – Schmale lehrt seit 1999 in Wien, war aber davor an deutschen und französischen Universitäten tätig – prägt auch sein Buch.

Besprechungen / Germanisch und Deutsch

Nine Miedema u. Andrea Sieber (Hrsg.): Zurück zum Mittelalter. Neue Perspektiven für den Deutschunterricht.

Die nicht neue, aber gegenwärtig wieder in der germanistischen Mediävistik verstärkt aufkeimende Debatte über eine zunehmende Verdrängung mittelalterlicher Literatur und Sprache aus dem Deutschunterricht wird nicht zuletzt durch den offen gehaltenen Charakter der Bildungsstandards angefacht. Bei allen Klagen über die Misere mittelalterlicher Literatur im Deutschunterricht wird jedoch oft übersehen, dass gerade die Orientierung an den Kompetenzen ausreichend Spielraum bietet, um jene Epoche in ihren zahlreichen Facetten zu thematisieren. Doch dieses Potenzial, das sich – trotz der Verbindlichkeit der Kompetenzen – aus der Wahlfreiheit der Lerngegenstände ergibt, muss sowohl von FachdidaktikerInnen als auch Lehrpersonen erkannt und gewinnbringend ausgeschöpft werden.

Johannes F. Lehmann: Einführung in das Werk Heinrich von Kleists.

Wer bisher nach einer kompakten und zugänglichen Einführung in Leben und Werk Heinrich von Kleists suchte, die sich für den Einsatz in der universitären Lehre eignet, wird wohl vor allem drei Publikationen in Betracht gezogen haben: Klaus Müller-Salgets ‘Heinrich von Kleist’, die erstmals 2002 im Reclam-Verlag erschien, Jochen Schmidts ‘Heinrich von Kleist: Die Dramen und Erzählungen in ihrer Epoche’ aus dem Jahr 2003, die mittlerweile in der dritten Auflage vorliegt, und Hans Joachim Kreutzers ‘Heinrich von Kleist’, die 2011 in der Reihe ‘C.H. Beck Wissen’ erschien.

Annja Neumann: Durchkreuzte Zeit. Zur ästhetischen Temporalität der späten Gedichte von Nelly Sachs und Paul Celan.

Ausgehend von der Beobachtung, dass die Gedichte der beiden Shoah-Überlebenden Nelly Sachs und Paul Celan “eine fortwährende Reflexion auf die Zeit” (S. 20) darstellen, geht Annja Neumann in ihrer Londoner Dissertation der Frage nach, in welcher Weise diese Reflexion auch durch formale Verfahren geleistet wird, die die “temporale Einheit des Gedichts” (S. 23) in Frage stellen. Die Versgrenze scheint ihr für die Untersuchung insofern ein zentraler Ort, als diese eine zeitliche Unterbrechung im Text darstellt, nach der es zunächst mehrere Möglichkeiten des Weitersprechens gibt.

Besprechungen / Englisch und Amerikanisch

Philip Durkin: Borrowed Words. A History of Loanwords in English. Line Drawings, Graphs, Tables.

Nach Durkins wegweisendem Oxford Guide to Etymology (2009) erschien zu Anfang des Jahres 2014 das ausgezeichnete Handbuch Borrowed Words. A History of Loanwords in English. Letztere Publikation schließt eine Lücke in der englischen Handbuchliteratur, weil die bisherigen weder vom Umfang noch methodisch mit Borrowed Words mithalten können und sich zudem in trefflicher Weise ergänzen. Methodisch versteht Durkin sein Abhandlung als eine empirische Untersuchung. Die empirisch gewonnenen linguistischen Daten sind dem Autor nicht nur in Wörterbüchern, sondern auch in einer ganzen Reihe linguistischer Corpora zugänglich.

David Ellis: Memoirs of a Leavisite: The Decline and Fall of Cambridge English.

In my first public lecture at the University of Munich in 1966 on “Dickens and recent literary criticism” I talked with something like derision about F. R. Leavis and his dismissive verdict on Charles Dickens, exemplified by his often quoted sentence: “The adult mind doesn’t as a rule find in Dickens a challenge to an unusual and sustained seriousness.” (cf. The Great Tradition, p. 29) Immediately afterwards, a colleague from Cambridge (not Downing) who happened to be present drew my attention to the fact that Leavis had in the meantime revised his views on Dickens, which seemed to make my superficial remarks obsolete.

Catherine Keene: Saint Margaret, Queen of Scots: A Life in Perspective.

Margaret (d. 1093), queen of Scots and consort of Malcolm III, was the eldest child of the exiled Edward Æthling (d. 1057) and granddaughter of Edmund Ironside (d. 1016). After a period of exile that ended in Hungary, where Margaret was born, the family returned to England in 1057 where Edward died within a year, and his son, Edgar Ætheling, was not considered as a successor of Edward the Confessor, who died childless in 1066. After William, Duke of Normandy (1027/8–1087) had claimed the English throne it seems that Margaret’s family briefly came under the Duke’s protection.

Wolfgang Riehle: The Secret within. Hermits, Recluses, and Spiritual Outsiders in Medieval England.

In einer Rezension der ursprünglichen deutschen Fassung von Wolfgang Riehles Darstellung der englischen Mystik wird der dringende Wunsch nach einer englischen Übersetzung geäußert; er ist mit der vorliegenden Publikation überraschend schnell erfüllt, und der Autor ist zu beglückwünschen, dass er mit Charity Scott-Stokes eine exzellente Kennerin der Materie und eine Übersetzerin fand, die in Zusammenarbeit mit ihm einen ebenso anschaulichen wie hervorragend dokumentierten Text vorgelegt hat. Wolfgang Riehle, Professor Emeritus für Anglistik an der Universität Graz, ist unzweifelhaft einer der führenden Wissenschaftler zur mittelalterlichen Mystik und zum Leben von Einsiedlern und Einsiedlerinnen (auch Anachoreten, -innen genannt).

Roland Weidle: Englische Literatur der Frühen Neuzeit. Eine Einführung (Grundlagen der Anglistik und Amerikanistik, 37).

Einführende Handbücher für Studienanfänger und fachfremde Leser, zumal zu einer historisch so fernen Epoche wie der Frühen Neuzeit, stellen den Autor/die Autorin vor besondere Herausforderungen. Wie lässt sich ein solcher historischer Zeitabschnitt abstecken und kann man ihn überhaupt in dieser Knappheit umfassend darstellen? Welche Texte befindet man für besonders relevant und wie ordnet man sie an? Und wie sind die ausgewählten Quellen in einem größeren diskursiven Zusammenhang zu verorten? Solche und andere Fragen werden noch verschärft wenn ein Autor sich ausdrücklich anspruchsvollen theoretischen Überlegungen verpflichtet fühlt, welche die an die Textsorte der einführenden Darstellung herangetragene Erwartung der bloßen Faktenvermittlung in Frage stellen.

Hans-Dieter Gelfert: William Shakespeare in seiner Zeit.

Rechtzeitig zum 450. Geburtstag des englischen Dramatikers und Dichters legt Hans-Dieter Gelfert William Shakespeare in seiner Zeit vor, sozusagen eine Deluxe-Ausgabe seines 2000 erschienenen Bändchens Shakespeare in der Reihe Wissen des Beck Verlags. Der fast 500 Seiten dicke und mit vielen Illustrationen versehene Band hat den Anspruch, “literarisch interessierte Leser, die sich durch […] Theorieüberfrachtung abgeschreckt fühlen, wieder an den Dichter heranzuführen” (S. 10); ein nicht einfaches Unter fangen, zumal der Verfasser bis zu seiner Emeritierung Professor für englische Literatur an der Freien Universität Berlin und an eben solcher Theoretisierung beteiligt war.

David Ellis: The Truth About William Shakespeare – Fact, Fiction, and Modern Biographies.

The beginning of Charles Dickens’s Hard Times would serve well as an epigraph to David Ellis’s critique of Shakespearian biography. The problem, however, is that bio - graphy – life writing – is always about more than mere facts. Write out only the facts of any person’s life, and the reader will be served up a dull and bloodless account. I do not read biographies for facts, but because I want to be able to spend time thinking about a person’s life, reflecting on it in relation to the re-imagined lives of others, the times in which that person lived, and, for the time that I am reading the work, to feel as though I am closer to an understanding of the subject than was possible before. Biography is an art because it provides the reader with the illusion of being in the presence of its subject.

MacDonald P. Jackson: Determining the Shakespeare Canon. Arden of Favers - ham and A Lover’s Complaint.

Determining the Shakespeare Canon devotes five chapters to the anonymous domestic tragedy, Arden of Faversham, and five to the short narrative poem, A Lover’s Complaint. In the opening chapter, Jackson provides an insightful analysis of Arden’s quarrel scene and the intricacies involved in Mosby’s monologue. He puts forth a convincing argument that, on the basis of external evidence, Arden is just as strong a contender for admission into Shakespeare’s canon as Edward III, which is now generally accepted as an early Shakespearean collaboration. However, given the equal portions devoted to two texts of such disparate lengths, it seems unlikely that Jackson has pro - vided enough internal evidence, within 126 pages, to convince sceptics that the middle portion of Arden should be admitted into Shakespeare’s canon.

Paul Werstine: Early Modern Manuscripts and the Editing of Shakespeare.

This is the most important study of textual editing of early modern English drama since W.W. Greg’s The Editorial Problem in Shakespeare (1942). Paul Werstine respectfully but systematically dismantles Greg’s foundational distinction between “foul papers”, or authorial drafts containing loose ends associated with early stages of composition, and “promptbooks”, the regularized and/or revised copies of those drafts used to guide acting companies during stage performances. Both kinds of manuscript served as copy for printers who produced volumes such as the First Folio of Shakespeare’s plays (1623).

Hamlet-Handbuch. Stoffe, Aneignungen, Deutungen. Ed. Peter W. Marx.

This book is somewhat reminiscent of the project of Professor Morris Zapp, a character in David Lodge’s Changing Places, who is working on “a series of commentaries on Jane Austen … examin[ing] the novels from every conceivable angle, historical, biographical, rhetorical, mythical, Freudian, Jungian, existentialist, Marxist, structuralist, Christian-allegorical, ethical, exponential, linguistic, phenomenological, archetypal, you name it.” This handbook tries to do much the same for Shakespeare’s Hamlet, although with a significant difference: whereas Morris Zapp actually hates literature, and writes only for specialists, this critical volume was written with love for its subject, and should appeal to a wide readership of amateur and professional Shakespeareans alike.

Nicolina Rink: William Shakespeares Römerdramen. Ihre didaktische Evaluation unter Berücksichtigung der ‘Gender Studies’ für den interdisziplinären Englischunterricht (Anglistische Forschungen, 445).

Der Untertitel der Studie öffnet einen weiten Horizont, dessen Einzelaspekte schon für sich genommen so umfangreich sind, dass schwer vorstellbar ist, wie solche Materialfülle bewältigt werden kann. Die Zielgruppe von Rinks Arbeit sind primär Lehrer/innen, denen sie eine Auswahl an Interpretationsmöglichkeiten und didaktisch-methodischen Herangehensweisen als Vorschlag zu Shakespeares Römerdramen unterbreiten will, aus denen diese dann eine Auswahl treffen können (S. 14). Der Schwerpunkt liegt auf einer Schulpraxis, die sich vorrangig im Projektunterricht verwirklichen soll.

Mark Sandy: Romanticism, Memory, and Mourning (The Nineteenth Century).

Mark Sandy’s Romanticism, Memory, and Mourning is a study of the poetry of grief as it appears in the latest, slightly enlarged manifestations of the canon of high Romantic poetry. There are separate chapters on William Blake, William Wordsworth, S. T. Coleridge, Byron, P. B. Shelley, Keats and John Clare with further chapters pairing Charlotte Smith with Felicia Hemans and another examining the legacy of these writers in later nineteenth century poetry (chiefly Tennyson and Yeats).

Besprechungen / Romanisch

Monia De Bernardis: La drammaturgia alfieriana fra mito e politica.

Vittorio Alfieri gehört, neben Goldoni, zu den wichtigsten Literaturgestalten des italienischen Settecento. Und sicherlich ist er in diesem Kontext eine der schillerndsten Figuren. Es ist Alfieri zu verdanken, dass Italien in der Gattung der Tragödie im europäischen Kontext Maßgebliches beigetragen hat (u.a. war er der Erfinder der Tramelogödie), auch wenn seine Dramen weitgehend Lesestücke geblieben sind. Republikanische Ideale der Freiheit, Ablehnung, ja Auflehnung gegen jede Form der Tyrannei (ausschließlich seines eigenen ostentativen, ja nahezu obsessiven self-fashioning, wie es paradigmatisch in seiner autobiographischen Vita vor Augen gestellt wird) haben Alfieri zu einem wichtigen Vordenker des Risorgimento im 19. Jahrhundert prädestiniert.

Hanno Ehrlicher: Einführung in die spanische Literatur und Kultur des Siglo de Oro.

Mit einem Epochenprofil des Siglo de Oro erweitert der Erich Schmidt Verlag seine mittlerweile auf fünfundzwanzig Titel angewachsene Studienbuchreihe Grundlagen der Romanistik. Als Verfasser konnte dafür mit Hanno Ehrlicher ein ausgewiesener Experte gewonnen werden, dessen umfangreiche Forschung zum frühneuzeitlichen Spanien ihn dazu prädestiniert, den Anspruch des Bandes einzulösen. Denn titelgemäß macht es sich dieser zur Aufgabe, die Literatur des Goldenen Zeitalters nicht ausschließlich immanent zu definieren, sondern zugleich in einen kulturgeschichtlichen Zusammenhang einzurücken und sie so einem möglichst breiten Publikum nahezubringen.

Anja Ernst: Formen des Sprachbildes. Bildliche und bildhafte Inszenierungsstrategien in Gustave Flauberts Madame Bovary und Salammbô.

Anja Ernsts Buch Formen des Sprachbildes. Bildliche und bildhafte Inszenierungsstrategien in Gustave Flauberts ‘Madame Bovary’ und ‘Salammbô’ sticht aus der Fülle der Studien zum Verhältnis von Text und Bild vor allem dadurch hervor, dass es der Autorin zwar um die Interdependenz beider geht, sie sich aber genau nicht blind einem Hype der Inter- und Transdisziplinarität anschließt. Vielmehr nähert sie sich dieser aus einer dezidiert literaturwissenschaftlichen Sicht: Im Bewusstsein um die philologischen Möglichkeiten macht sie in ihrem Buch die literarischen Mittel und die rhetorischen Techniken stark, um die ‘Sprachbilder’ und bildlichen Bewusstseinsformen bis hin zu filmischen Schreibweisen zu erfassen.

Annette Keilhauer/Lieselotte Steinbrügge (éds.): Pour une histoire genrée des littératures romanes.

“Die überkommene Form der Literaturgeschichte fristet im geistigen Leben unserer Gegenwart nur mehr ein kümmerliches Dasein.” Diesem Tatbestand, den Hans Robert Jauß 1970 konstatierte und dem man auch heute nicht entscheidend widersprechen kann, sucht der vorliegende Band, der aus einem Kolloquium hervorgegangen ist, mit einem Plädoyer für eine stärkere Berücksichtigung der Genderforschung zu begegnen. Dieses Vorhaben stößt jedoch, wie von mehreren der vorwiegend aus der Romanistik stammenden AutorInnen deutlich hervorgehoben wird, gerade in Frankreich auf erhebliche Einwände.

Kirsten Postert: Tragédie historique ou Histoire en Tragédie? Les sujets d’histoire moderne dans la tragédie française (1550–1715).

Dichtung und Geschichtsschreibung sind gemäß der aristotelischen Poetik grundsätzlich zu unterscheidende Kategorien: Während der Historiograph das Besondere, tatsächlich Geschehene mitteilt, beschreibt der Dichter das Allgemeine, das, was nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit oder Notwendigkeit geschehen könnte. Kirsten Postert stellt in ihrer als cotutelle unternommenen Studie Tragédie historique ou Histoire en Tragédie? Les sujets d’histoire moderne dans la tragédie française (1550–1715) diese grundlegende Opposition für Tragödienwerke des 16. und 17. Jahrhunderts, die sich zeitgenössischen Sujets widmen, in Frage.

Évanghélia Stead: La Chair du livre. Matérialité, imaginaire et poétique du livre fin-de-siècle.

Das Buch macht seinem Titel bereits vom äußeren Erscheinungsbild gesehen alle Ehre. Ästhetisch sehr ansprechend gestaltet und hochwertig gedruckt, gehen das Fleischliche (“chair”) und das Buch (“livre”) eine innige Verbindung ein – nicht nur durch die anonymen Nackten der Umschlagabbildung (eines Details von Gustav-Adolf Mossas Salomon (1908), vgl. Fig. 243, S. 473). Auch inhaltlich wird deutlich, dass die Lektüre immer mit dem sinnlichen Erleben des Buches in der Hand verknüpft zu betrachten ist: als “une expérience complexe touchant les cinq sens” (S. 11f.).

Jörn Steigerwald/Valeska von Rosen (Hg.): Amor sacro e profano. Modelle und Modellierungen der Liebe in Literatur und Malerei der italienischen Renaissance.

In seinem einleitenden Aufsatz (“Amor sacro e profano. Modelle und Modellierungen der Liebe in Literatur und Malerei der italienischen Renaissance”) nimmt Jörn Steigerwald eine 2009 im Metropolitan Musuem New York dem Thema Art and love in Renaissance Italy gewidmete Ausstellung zum Anlass, einen Paradigmenwechsel in der neuesten Renaissanceforschung auszurufen: Nicht mehr der von Panofsky zum Schlüssel zur Renaissancekunst deklarierte Neuplatonismus stehe mehr im Zentrum des Forschungs interesses, nicht die Transzendierung des Irdischen im amor sacro, sondern vielmehr der amor profano (2).

Leonarda Trapassi (a cura di): Leonardo Sciascia. Un testimone del XX secolo.

Seit dem Tod Leonardo Sciascias im November 1989 sind nun fast fünfundzwanzig Jahre vergangen und seine Figur erscheint bereits als Zeuge einer fernen Epoche. Dies betrifft in erster Linie weniger das Werk als vor allem die Rolle, die er in der Öffentlichkeit gespielt hat: die Rolle des “scrittore civile”, des Autors, der seine literarische Berufung auch als ethische Verpflichtung versteht und sich, frei von ideologischen Zwängen, nicht scheut, unbequeme Meinungen zu äußern sowie verbreitete Gewissheiten in Zweifel zu ziehen, wobei er sich kraft seines Prestiges Gehör verschafft.

Kurzbesprechungen / Englisch und Amerikanisch

Ulrich Suerbaum: Das elisabethanische Zeitalter. Durchges. und bibliogr. aktualisierte Ausg. 2014.

Bei der vorliegenden Monographie, die eine “Gesamtdarstellung des elisabethanischen Zeitalters” (S. 17) liefert, handelt es sich um eine inhaltlich unveränderte Neuauflage des Buches von 1989 mit aktualisierter Bibliographie. In seinen methodischen Vorüberlegungen plädiert Ulrich Suerbaum für eine Geschichtsschreibung, die sich der engen Durchdringung durch den Mythos bewusst ist (S. 14), und eine solche Art der historischen Übersicht liefert der Bochumer Anglist im Folgenden auch. Im ersten Kapitel beschreibt Suerbaum die vier Monarchen die England von 1485 bis 1558 regierten.

Sonja Fielitz: William Shakespeare. Eine Einführung in Werk und Wirkung.

Seit der Jahrtausendwende sind eine Handvoll preiswerter deutschsprachiger Einführungen zu Shakespeare erschienen, die eine erste Orientierung für das Studium bieten wollen. Wer sich an dieser Textsorte versucht hat, weiß um die Schwierigkeit, auf gerade einmal 160 Seiten Neugier und Begeisterung für den Gegenstand zu vermitteln, ohne den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit aufzugeben. Für diese Gratwanderung hat die Wissenschaftliche Buchgesellschaft mit der Marburger Anglistin Sonja Fielitz eine ausgewiesene ‘Bergführerin’ engagiert. Fielitz will Shakespeare und die Shakespeare-Forschung “als ‘offenes’ Phänomen” (S. 8), als in ständiger Entwicklung begriffenes Forschungsgebiet vermitteln, in dem es nicht nur um die Sicherung von Fakten geht, sondern auch um immer wieder neue Interpretationen.

Katrin Fischer: Reclams Lexikon der Shakespeare-Zitate. Zweisprachig.

Der vorliegende Band notiert unter alphabetisch angeordneten thematischen Überschriften (wie “Abschied”, “Advokaten”, “Ärger[nis]” etc.) zahlreiche (etwa 2500) bekannte Shakespearestellen, in der Regel in der Schlegel-Tieck-Übersetzung sowie im englischen Original. Stets handelt es sich um kurze, prägnante Verse bzw. Sätze in Prosa, die sich als “geflügelte Worte” auch gelöst vom jeweiligen Kontext zum Zitieren eignen.
DOI: https://doi.org/10.37307/j.1866-5381.2015.01
Lizenz: ESV-Lizenz
ISSN: 1866-5381
Ausgabe / Jahr: 1 / 2015
Veröffentlicht: 2015-06-24
 

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